Article
Entwicklung und Implementierung eines Längsschnittcurriculums für wissenschaftliche Kompetenzen: Ergebnisse der Pilotphase und Ausblick
Search Medline for
Authors
Published: | September 20, 2019 |
---|
Outline
Text
Einleitung: In zahlreichen Stellungnahmen werden die Qualität der humanmedizinischen Ausbildung in Bezug auf wissenschaftliche Kompetenzen in Frage gestellt und neue Konzepte gefordert [1], [2]. Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe erarbeitete das Längsschnittcurriculum wissenschaftliche Kompetenzen für die Medizinische Fakultät der Universität Leipzig. Zum WS 2017/2018 startete die Implementierung.
Material und Methoden: Das Längsschnittcurriculum wurde auf Basis des „Kern-Zyklus“ [3] erstellt. Zum Längsschnittcurriculum gehören zahlreiche bereits laufende Formate. Schwerpunkte liegen dabei auf den Naturwissenschaften, der Vermittlung von Forschungsmethodik und Studiendesign in der Medizinischen Psychologie und den statistischen Grundlagen in der medizinischen Biometrie. Für Inhalte, die bei der Lernzieldefinition und dem Curriculum Mapping als fehlend identifiziert wurden, wurden neue Lehrveranstaltungen entwickelt.
Die Schritte 1-4 des Kernzyklus wurden durchgeführt. Aktuell laufen die Implementierung, die Evaluation der verschiedenen Lehrveranstaltungen und erste Anpassungen des Konzepts werden vorgenommen.
Im Rahmen der Evaluation befragten wir die Studierenden des 6. Semesters und die Tutoren im POL 1-Blockkurs im SS 2018 mittels einer Likert-Skala (1,0 „stimme nicht zu“ bis 6,0 „stimme zu“).
Ergebnisse: Im SS 2018 wurden im POL 1-Blockkurs „Infektiologie und Immunologie“ zahlreiche Lehrveranstaltungen zur Wissenschaftlichkeit im Medizinstudium neu implementiert. Dazu zählen fünf wissenschaftliche Vorlesungen, ein Praktikum zum wissenschaftlichen Präsentieren und ein wissenschaftlicher POL-Fall, der praktische Argumentationsübungen auf Basis des Lesens einer Leitlinie und einer zugehörigen Literaturrecherche beinhaltet.
Die Einschätzungen unserer Studierenden und Tutoren zu den wissenschaftlichen Kompetenzen allgemein und den einzelnen Lehrformaten wurden und werden weiter evaluiert. Studierende und Tutoren stimmen zu, dass es wichtig ist, wissenschaftliche Kompetenzen zu lernen (Studierende 4,3 vs. Tutoren 5,7). Außerdem streben am Ende des 6. Semesters 89% unserer Studierenden eine Promotion an. 47% mit einer experimentellen Arbeit, 32% wollen dabei nur den Titel erwerben und 31% wollen Wissenschaft erlernen.
Schlussfolgerung: Neue wissenschaftliche Lehrformate können in ein bestehendes Curriculum implementiert werden und werden sowohl von Studierenden als auch Lehrenden positiv bewertet. Weitere neue Lehrformate sind projektiert und folgen, u.a. im SS 2019 erstmals die Anfertigung einer wissenschaftlichen Projektarbeit.
Literatur
- 1.
- Wissenschaftsrat. Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der humanmedizinischen Modellstudiengänge. Drs. 4017-14. Dresden: Wissenschaftsrat; 2014
- 2.
- Bundesministerium für Bildung und Forschung. Masterplan Medizinstudium 2020. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung; 2017. Zugänglich unter/available from: https://www.bmbf.de/files/2017-03-31_Masterplan%20Beschlusstext.pdf
- 3.
- Thomas PA, Kern DE. Curriculum Development for Medical Education, A Six-Step Approach. 3rd Edition. Baltimore (MA): Johns Hopkins University Press; 2015.