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Psychische Belastung, spezifische Stressoren und Resilienzfaktoren von Studieninteressenten der Humanmedizin
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Published: | September 20, 2019 |
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Einleitung: Die Beforschung von psychischer Belastung und die damit verbundenen Stressoren und Resilienzfaktoren und abgeleiteten Implikationen für die medizinische Aus- und Weiterbildung bei Studierenden der Humanmedizin und Ärzten ist seit vielen Jahren Gegenstand der internationalen Forschung [1], [2]. Wenig Aufklärung gibt es zu den oben genannten Zusammenhängen bei Studieninteressenten der Humanmedizin.
Material und Methoden: An der Medizinischen Fakultät Tübingen wurde eine Fragebogenerhebung mit 400 Abiturienten am Studieninformationstag für Humanmedizin durchgeführt. Der Fragebogen enthielt validierte Instrumente zur Selbsteinschätzung einer allgemeinen Stressbelastung (PSQ-20), von depressiven (PHQ-9) und ängstlichen Symptomen (GAD-7), sowie des subjektiven Selbstwirksamkeits- (G-SWE) und Kohärenzerlebens (SOC-13). Darüber hinaus wurden funktionale und dysfunktionale verhaltensbasierten Bewältigungsstrategien, wie auch potentielle private und kontextbezogene Stressoren erhoben, die bereits bei der Kohorte von Tübinger Medizinstudierenden in Zusammenhang mit psychischer Belastung untersucht wurden [3].
Ergebnisse: 346 von 400 Studieninteressenten nahmen an der Befragung teil (RR=87%). Die Abiturienten, die sich als hoch motiviert für ein Medizinstudium einschätzten, wiesen ähnlich hohe Prävalenzraten für Stress wie Tübinger Medizinstudierende auf. Insgesamt litten 10% der Abiturienten unter ängstlichen oder depressiven Symptomen. Darüber hinaus waren bei den Studieninteressenten ähnliche Stressoren und Bewältigungsstrategien mit Belastung assoziiert, wie bei den bereits immatrikulierten Studierenden. Selbstwirksamkeits- und Kohärenzerleben konnten als protektive Resilienzfaktoren identifiziert werden.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse liefern Informationen zur Belastung und assoziierten Stressoren und Resilienzfaktoren von Studieninteressenten der Humanmedizin in der frühesten Phase der universitären Ausbildung. Aus den gewonnenen Erkenntnissen können edukative und supportive Angebote, sowie weiterführende Untersuchungen zu Wirkfaktoren für Studienerfolg und die Eignung für die ärztliche Tätigkeit bei der Studierendenauswahl im Fach Humanmedizin adressiert werden.
Literatur
- 1.
- Petrie K, Crawford J, Baker ST, Dean K, Robinson J, Veness BG, Randall J, McGorry P, Christensen H, Harvey SB. Interventions to reduce symptoms of common mental disorders and suicidal ideation in physicians: a systematic review and meta-analysis. Lancet Psychiatry. 2019;6(3):225-234. DOI: 10.1016/S2215-0366(18)30509-1
- 2.
- Erschens R, Keifenheim KE, Herrmann-Werner A, Loda T, Schwille-Kiuntke J, Bugaj TJ, Nikendei C, Huhn D, Zipfel S, Junne F. Professional burnout among medical students: Systematic literature review and meta-analysis. Med Teach. 2019;41(2):172-183. DOI: 10.1080/0142159X.2018.1457213
- 3.
- Erschens R, Loda T, Herrmann-Werner A, Keifenheim KE, Stuber F, Nikendei C, Zipfel S, Junne F. Behaviour-based functional and dysfunctional strategies of medical students to cope with burnout. Med Educ Online. 2018;23(1):1535738. DOI: 10.1080/10872981.2018.1535738