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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Fehlerkultur in der Infektionsprävention – Erfahrungen und Einschätzungen deutschsprachiger Medizinstudierender

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Bushuven - Institut für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention, Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz, Deutschland
  • Markus Dettenkofer - Institut für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention, Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz, Deutschland
  • Sarah König - Institut für medizinische Lehre und Ausbildungsforschung des Universitätsklinikums Würzburg, Deutschland
  • Sonia Sippel - Institut für medizinische Lehre und Ausbildungsforschung des Universitätsklinikums Würzburg, Deutschland
  • Wulf Schneider-Brachert - Institut für klinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Regensburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV21-06

doi: 10.3205/19gma164, urn:nbn:de:0183-19gma1643

Published: September 20, 2019

© 2019 Bushuven et al.
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Einleitung: Die hygienische Händedesinfektion und das konstruktive Ansprechen von Fehlern sind Eckpfeiler der Patientensicherheit zur Prävention nosokomialer Infektionen. Die medizinische Ausbildung in diesen Kompetenzen, der Erhalt einer hohen Lernmotivation und die Schaffung einer positiven Fehlerkultur bedürfen daher hoher Aufmerksamkeit von Lehrenden, Risikomanagern und Hygienespezialisten. Zur Erfassung psychologischer Hürden und Analyse der aktuellen Fehlerkultur im Medizinstudium führen wir bis April 2019 eine internationale Umfrage an deutschsprachigen Universitäten durch.

Methodik: Wir verwenden einen zuvor entwickelten und auf Reliabilität und Validität getesteten anonymen Fragebogen im Rahmen eines cross-sektionalen Mixed-Method Ansatzes. Der Fragebogen wurde an alle deutschsprachigen medizinischen Fakultäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz versandt. Die Auswertung erfolgt unter Verwendung parametrischer und nicht-parametrischer Tests sowie einer Effektstärkenberechnung nach Lakens. Die Freitext-Auswertung erfolgt soziokonstruktivistisch nach Bradley.

Ergebnisse: Bisher nahmen 1053 Personen aller Fachsemester aus 10 Fakultäten in Deutschland und Österreich teil. Die bisherigen Zwischenergebnisse zeigen eine hohe Selbsteinschätzung in eigenen Infektionspräventions- und Feedbackfertigkeiten. Kommilitonen, Lehrende wie auch Krankenpflegepersonal werden deutlich schlechter eingeschätzt. Trotz der Erfassung des hohen Risikos nosokomialer Infektionen für Patienten und subjektiv gut eingeschätzter Hygiene- und Feedbackfertigkeiten, erfolgen Korrekturen bei anderen Personen, insbesondere hierarchisch höher gestellter Personen, nicht oder nur inkonsequent. Dies bestätigt sich in den qualitativen Analysen der Freitext-Einträge.

Diskussion: In dieser internationalen Arbeit konnten neben einer verzerrten Selbstwahrnehmung (Selbstüberhöhungseffekte) zudem kontraproduktive Team-Faktoren („Clinical Tribalism“) und erhebliche hierarchische Barrieren in der gemeinsamen Umsetzung von Hygienebasisfertigkeiten und der Risikokultur ermittelt werden. Dieser Ergebnisse werden von mehreren früheren multiprofessionellen Studien unter Postgraduierten gestützt. Aufgrund der erheblichen Auswirkungen nosokomialer Infektionen folgern hieraus den Bedarf für die frühzeitige und longitudinale curriculare Verankerung von Hygiene- und vor allem für Feedbackfertigkeiten und den Aufbau und lebenslangen Erhalt einer barrierefreien Fehlerkultur im klinischen Alltag.