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Lehrmethode der Wahl bei Nikotinentwöhnung im Medizinstudium. Eine randomisierte prospektive Studie zum Vergleich eines Online- vs. Präsenzkurses auf die Aneignung von Wissen und praktischen Fertigkeiten
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Published: | September 20, 2019 |
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Einleitung: Das Durchführen von Beratungsgesprächen mit rauchenden Patienten auf Basis validierter Leitfäden wie z.B. der „5 A“ ist eine wichtige Kompetenz, die noch zu wenig gelehrt und im ärztlichen Alltag zu selten durchgeführt wird [1], [2]. Diese prospektive Studie vergleicht einen in Prezi implementierten Online-Kurs mit einer Präsenzveranstaltung (Seminar) hinsichtlich der Aneignung von Wissen und der Fertigkeiten im Beratungsgespräch.
Methodik: Alle Studierenden des 6. Semesters wurden in zwei Gruppen randomisiert: (a) Seminar (n=69), (b) Online-Kurs (n=68). Unabhängig von der Lehrmethode bestand die für einen Zeitraum von 90 Minuten ausgelegte Lehrveranstaltung aus einem inhaltlich identischen Theorieteil und einem Übungsteil. Im Übungsteil wurde der Online-Gruppe ein Beispiel-Beratungsgespräch als Video zur Verfügung gestellt, während in der Seminargruppe Studierende in Kleingruppen 2-3 Rollenspiele mit Kommilitonen aktiv durchführten. Vor und unmittelbar nach der Veranstaltung wurden Selbsteinschätzung des Wissens und die persönliche Einstellung zum Thema Rauchen erfragt. Innerhalb der Klausur zu Q10 („Prävention“) am Semesterende wurden 3 Fragen zur Nikotinentwöhnung gestellt. Ein freiwilliger OSCE (1 Station) wurde mit je 19 randomisierten Studierenden pro Gruppe durchgeführt und von zwei Prüfern und den Simulationspatienten (SP) unabhängig bewertet. Alle Ergebnisse wurden auf nach Lehrform aggregierter Gruppenebene ausgewertet (SPSS Version 25). Bei den Fragen zu Selbsteinschätzung und Einstellung wurde zusätzlich der individuelle Lernerfolg ermittelt.
Ergebnisse: Die Vermittlung derselben Lehrinhalte nahm im Online-Kurs weniger Zeit in Anspruch als im Seminar (M 73:35 min vs. 90:00 min; p<.001). Unabhängig von der Lehrform kam es durch die Veranstaltung zu einer deutlichen Steigerung bei der selbst eingeschätzten Fertigkeit, ein Beratungsgespräch zu führen (52.8% auf 80.6%; p<.001), wobei der Lernzuwachs in der Seminargruppe größer war (26.4% vs. 17.7%; p=.019). Bei der Beantwortung der Klausurfragen gab es keine signifikanten Gruppenunterschiede (p=.498), ebenso nicht beim Gesamtergebnis des OSCE (68.8% vs. 63.7%; p=.087). Die Seminargruppe erzielte bei jedem Bewertungsabschnitt der „5A“ rein deskriptiv bessere Resultate, der Gruppenunterschied war jedoch nur beim Item „Assist“ signifikant (62.5% vs. 53.2%; p=.049). Die SP gaben an, von der Seminargruppe besser motiviert worden zu sein (p=.034).
Die Veranstaltung wurde unabhängig von der Lehrform als „gut“ bewertet (Note 2.0 vs. 2.0; p=.76). Könnten die Studierenden auswählen, würden sich mehr für den Online-Kurs als das Seminar entscheiden (43.1% vs. 33.8%) (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).
Fazit: Unabhängig von der Lehrform kommt es durch die Intervention zu einem deutlichen Wissenszuwachs. Die kommunikativen Fertigkeiten scheinen im Seminar mit Rollenspiel besser vermittelt werden zu können als in einem reinen Online-Kurs.
Literatur
- 1.
- Strobel L, Schneider NK, Krampe H, Beissbarth T, Pukrop T, Anders S, West R, Aveyard P, Raupach T. German medical students lack knowledge of how to treat smoking and problem drinking. Addiction. 2012;107(10):1878-1882. DOI: 10.1111/j.1360-0443.2012.03907.x
- 2.
- Twardella D, Brenner H. Lack of training as a central barrier to the promotion of smoking cessation: a survey among general practitioners in Germany. Eur J Public Health. 2005;15(2):140-145. DOI: 10.1093/eurpub/cki123