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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Interprofessionelles Team-Based Learning in Anatomie für Gesundheitsberufe: Eine Mixed Methods-Evaluationsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lukas Lochner - Claudiana – College of Healthcare Professions, Teaching Support Office, Italien
  • Heike Wieser - Claudiana – College of Healthcare Professions, Research Unit, Italien
  • Gabi Oberhöller - Laimburg Research Centre, Science Support Centre, Italien
  • Dietmar Ausserhofer - Claudiana – College of Healthcare Professions, Research Unit, Italien; Institute of Nursing Science, Department of Public Health, Schweiz

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV20-06

doi: 10.3205/19gma156, urn:nbn:de:0183-19gma1564

Published: September 20, 2019

© 2019 Lochner et al.
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Outline

Text

Einleitung: Professionelle verschiedener Gesundheitsberufe müssen zusammenarbeiten, um eine sichere und qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten. Berufssozialisation und negative Einstellung gegenüber anderen Berufen beeinträchtigen dies. Ein frühzeitiger Beginn mit Interprofessional Education (IPE) soll dem entgegenwirken [1]. Das Fach Anatomie bietet Inhalte für ein berufsübergreifendes Lernen in der frühen Grundausbildung [2]. Eine pädagogische Methode, die Studierende in Kommunikation und Teamarbeit schult, ist Team-Based Learning (TBL) [3]. Im WS 2017/18 wurde ein Anatomie-Kurs für 2 ECTS (25 h Präsenzunterricht, 25 h Selbststudium) mit 33 Studierenden aus 2 Gesundheitsberufen (Ergotherapie, Orthoptik) mittels TBL durchgeführt. Neben den Lernzielen für Anatomie wurden explizit die interprofessionellen Ziele Kommunikation und Teamarbeit in den Syllabus aufgenommen. Das Erreichen dieser Lernziele durch die Studierenden war Gegenstand der Evaluation.

Material/Methoden: Ein sequential explanatory mixed methods design wurde eingesetzt [4]. Im quantitativen Teil wurden die Selbsteinschätzung zu „Kommunikation und Teamarbeit“ und die Einstellung zum „Interprofessionellen Lernen“ als pre/post-Untersuchung mit dem University of the West of England's Interprofessional Questionnaire (UWE-IP) erhoben [5]. Im qualitativen Teil wurden die Ergebnisse aus dem quantitativen Teil in zwei Gruppeninterviews mit insgesamt 14 Studierenden vertieft.

Ergebnisse: Quantitativ wurde eine leicht positive Selbsteinschätzung zu „Kommunikation und Teamarbeit“ festgestellt, die in der post-Untersuchung nicht signifikant zunahm. Die Einstellung zum interprofessionellen Lernen war auch im positiven Bereich, blieb aber in der post-Untersuchung unverändert. In den Interviews gaben die meisten Teilnehmenden (TN) an, gerne in den Teams zu arbeiten. Die Studierenden mit dem größten anatomischen Vorwissen galten als Meinungsführer. Einige TN gaben an, in den Teamarbeiten nicht immer ihre Meinung frei geäußert zu haben. Auch lag der Fokus auf Anatomie, und es fehlten praktische Beispiele, um zu verstehen, wie jede einzelne Berufsgruppe zur Lösung spezifischer Probleme beitragen kann. Informell fand während des Unterrichts etwas Austausch bezüglich des Studiums statt, außerhalb des Unterrichts bestand zwischen den Studierenden der beiden Gruppen kaum Kontakt.

Schlussfolgerung: TBL ist geeignet um interprofessionelle Kompetenzen bereits frühzeitig während der Grundausbildung zu schulen. Für die Sozialisation von Studierenden verschiedener Studiengänge erscheint dies sinnvoll. Für ein echtes interprofessionelles Lernen, in denen auch von der und über die andere Berufsgruppe gelernt wird, werden klinische oder pathophysiologische Fallbeispiele benötigt, für die das Wissen aller beteiligten Berufe notwendig ist. Wegen des organisatorischen Aufwands muss daher im Einzelfall genau überlegt werden, welche Berufsgruppen für welche Inhalte zusammengebracht werden.


Literatur

1.
Harden R M. Interprofessional Education: The Magical Mystery Tour Now Less of a Mystery. Anat Sci Educ. 2015;8(4):291-295. DOI: 10.1002/ase.1552 External link
2.
Herrmann G, Woermann U, Schlegel C. Interprofessional Education in Anatomy: Learning Together in Medical and Nursing Training. Anat Sci Educ. 2015;8(4):324-330. DOI: 10.1002/ase.1506 External link
3.
Michaelsen LK, Parmelee DX, McMahon KK, Levine RE. Team-Based Learning for Health Professions Education: A Guide to Using Small Groups for Improving Learning. Sterling, Virginia: Stylus; 2008.
4.
Creswell JW, Plano Clark VL. Designing and Conducting Mixed Methods Research. Thousand Oaks: Sage; 2011.
5.
Pollard KC, Miers ME, Gilchrist M. Collaborative learning for collaborative working? Initial findings from a longitudinal study of health and social care students. Health Soc Care Community. 2004;12(4):346-358. DOI: 10.1111/j.1365-2524.2004.00504.x External link