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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Zusammenhang von Perfektionismus und Depression bei Bewerberinnen und Bewerbern für das Studium der Humanmedizin

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Lisa Bußenius - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Experimentelle Medizin, Institut für Biochemie und Molekulare Zellbiologie, AG Auswahlverfahren, Hamburg, Deutschland
  • Sigrid Harendza - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, III. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV18-03

doi: 10.3205/19gma138, urn:nbn:de:0183-19gma1385

Published: September 20, 2019

© 2019 Bußenius et al.
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Einleitung: Der bekannte Zusammenhang von Perfektionismus und Depression kann die Leistung von Ärzten und Ärztinnen negativ beeinflussen. Bei Medizinstudierenden hängt vor allem Maladaptiver Perfektionismus mit depressiven Symptomen und schlechteren akademischen Leistungen zusammen. Die Ausprägung von Perfektionismus und Depression zum Zeitpunkt der Bewerbung um einen Medizinstudienplatz ist bisher nicht bekannt. Daher erhoben wir die Ausprägung von Perfektionismus und Depression bei Teilnehmenden des Hamburger Interviewverfahrens (HAM-Int) und untersuchten Unterschiede zwischen angenommenen und abgewiesenen Bewerberinnen und Bewerbern.

Methoden: Im August 2018 erhielten die nach dem HAM-Int 146 freiwillig Teilnehmenden, davon 94 Frauen, einen Fragebogen, der neben soziodemographischen Daten folgende validierte Instrumente enthielt:

1.
Multidimensional Perfectionism Scale (MPS-H) und
2.
Multidimensional Perfectionism Scale (MPS-F) zur Messung des Perfektionismus.

Aus den z-standardisierten Subskalen Sozial vorgeschriebener Perfektionismus, Fehlersensibilität, und Leistungsbezogene Zweifel wurde die Skala Maladaptiver Perfektionismus gebildet, während Adaptiver Perfektionismus sich aus den Subskalen Selbstorientierter Perfektionismus und Hohe Standards zusammensetzt.

3.
Patient Health Questionnaire (PHQ-9) als Depressionsinstrument,
4.
Generalized Anxiety Disorder Scale (GAD-7) als Messinstrument für Angst und
5.
eine 10-Item-Version des Big Five Inventory (BFI-10) als Persönlichkeitsmessinstrument.

Von den 146 Teilnehmenden wurden nach dem HAM-Int 92 zugelassen (62 Frauen) und 54 abgewiesen (32 Frauen). Die Gruppen der zugelassenen und abgewiesenen Bewerber und Bewerberinnen wurden mittels t-Tests verglichen. Der Einfluss von Maladaptivem Perfektionismus auf den Depressionsscore wurde mittels linearer Regression untersucht.

Ergebnisse: Die Zugelassenen sind extrovertierter (M=7,38±1,66) als die abgewiesenen Teilnehmenden (M=6,62±1,99; p=,015). Zudem haben die Zugelassenen einen signifikant niedrigeren Depressionsscore im PHQ-9 (M=6,57±4,56) als die Abgewiesenen (M=8,28±4,81, p=,034). Bei beiden Gruppen korrelieren die Skalen des Adaptiven Perfektionismus (r=,21; p=,011) und Maladaptiven Perfektionismus (r=,43; p<,001) sowie ihre Einzelkomponenten signifikant mit dem PHQ-9 Score. Maladaptiver Perfektionismus erklärt 18% der Varianz im PHQ-9.

Schlussfolgerung: Abgewiesene Bewerber und Bewerberinnen, die am HAM-Int teilgenommen haben, zeigen höhere Werte für Depression als Zugelassene. Das Depressionsniveau kann zum Teil durch Maladaptiven Perfektionismus erklärt werden. Da das Medizinstudium sowie die spätere ärztliche Ausbildung eine robuste mentale Gesundheit erfordern, könnten die Perfektionismus-Fragebögen als zusätzliches Instrument im Auswahlverfahren der Hochschulen dienen.