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Räumliches Vorstellungsvermögen in der Zahnmedizinstudierendenauswahl – Prädiktion von Studienleistungen durch den HAM-MRT
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Published: | September 20, 2019 |
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Einleitung: Räumliches Vorstellungsvermögen kann gemäß der Theorie des Fertigkeitserwerbs von Ackerman [1] als Prädiktor praktischer Studienleistungen im Zahnmedizinstudium herangezogen werden [2]. Daher werden seit 2013 verschiedene Testverfahren zur Messung der Raumvorstellung (HAM-MRT) neben einem Naturwissenschaftstest (HAM-Nat) und einer manuellen Drahtbiegeprobe (HAM-Man) im Hamburger Auswahlverfahren für Zahnmedizin eingesetzt. Über retrospektive Analysen soll der HAM-MRT systematisch hinsichtlich der prädiktiven Validität bezüglich praktischer Leistungen im Studium sowie der inkrementellen Validität gegenüber den anderen Auswahlkriterien evaluiert werden.
Material und Methoden: Aufgrund der Datenlage im Sommersemester 2019 wird es möglich, die Zusammenhänge zwischen Auswahlkriterien und Studienleistungen bis zum Staatsexamen am Ende des Studiums für die Jahrgänge 2010 und 2013 zu berechnen. Für die Kohorten ab 2014 werden die bis dato vorhandenen praktischen Studienleistungen herangezogen. Die Prädiktion der Studienergebnisse durch die Testverfahren soll hypothesengeleitet nach Ackerman (1) untersucht werden. Für den dreidimensionalen Würfeltest (3DW) und den Revised Purdue Spatial Visualization Test: Rotation (PSVT:R) liegen jeweils nur Daten der Auswahlkohorte 2013 (N=43) vor, so dass die Zusammenhänge zu den Studienleistungen mit Regressionsrechnungen bestimmt werden. Die Skala „Technische Begabung“ des Leistungsprüfsystems (LPS) und der Punktpositionstest (PPT) wurden in je drei Auswahlkohorten eingesetzt (NLPS=121; NPPT=114), so dass versucht wird, den Zusammenhang des latenten Konstruktes räumliches Vorstellungsvermögen zu Studienleistungen im Rahmen einer Strukturgleichungsmodellierung zu untersuchen.
Ergebnisse: Erste Analysen auf Einzeltestebene zeichnen ein ambivalentes Bild hinsichtlich des Zusammenhangs von Testleistung im Auswahlverfahren und praktischer Studienleistung im ersten und zweiten Semester. Der 2010 zunächst freiwillig in der Auswahl eingesetzte LPS ergab hypothesenkonform keinen signifikanten Zusammenhang zu den Leistungen im technisch-propädeutischen Kurs (TPK; rs=-.08, p=.65), aber zu denen im Phantomkurs I (PKI; rs=.47**, p=0.01), der 2015 jedoch nicht repliziert werden konnte (rs=-.25; p=.16). Die prädiktiven Validitäten der anderen Raumvorstellungstests (PSVT:R, 3DW; PPT) fallen alle nicht signifikant aus. Zu untersuchen bleibt, wie sich die Prädiktionen gestalten, wenn die anderen Auswahlkriterien in einem gemeinsamen Modell mit berücksichtigt werden.
Schlussfolgerung: Die Auswertungsergebnisse geben Aufschluss über die Eignung der verschiedenen Auswahlverfahren als Prädiktor von Studienleistungen über den gesamten Studienverlauf in der Zahnmedizin. Insbesondere lassen sich Rückschlüsse auf die zugrundeliegenden Fähigkeitskomponenten des Konstrukts räumliches Vorstellungsvermögen ziehen.
Literatur
- 1.
- Ackerman PL. Determinants of individual differences during skill acquisition: Cognitive abilities and information processing. J Exp Psychol Gen. 1988;117(3):288-318.
- 2.
- Schwibbe A, Kothe C, Hampe W, Konradt U. Acquisition of dental skills in preclinical technique courses: influence of spatial and manual abilities. Adv Health Sci Educ Theory Pract. 2016;21(4):841-857. DOI: 10.1007/s10459-016-9670-0