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Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL)

25.09. - 28.09.2019, Frankfurt am Main

Ist eine zusätzliche Bewertung der Kandidaten durch Schauspielpatienten im OSCE von Nutzen?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andrea Lörwald - Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Schweiz
  • Felicitas-Maria Lahner - Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Schweiz
  • Daniel Stricker - Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Schweiz
  • Sören Huwendiek - Institut für Medizinische Lehre, Abteilung für Assessment und Evaluation, Schweiz

Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA), des Arbeitskreises zur Weiterentwicklung der Lehre in der Zahnmedizin (AKWLZ) und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Lehre (CAL). Frankfurt am Main, 25.-28.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV17-07

doi: 10.3205/19gma134, urn:nbn:de:0183-19gma1340

Published: September 20, 2019

© 2019 Lörwald et al.
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Text

Hintergrund: Gute ärztliche Kommunikation scheint sowohl zu einer höheren Patientenzufriedenheit zu führen als auch Heilungsprozesse zu verbessern. Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass Ärzte und Patienten kommunikativen Kompetenzen unterschiedlich bewerten, werden Kandidaten im OSCE häufig ausschliesslich von Ärzten beurteilt. In dieser Studie untersuchen wir, ob eine zusätzliche Bewertung der Kandidaten durch Schauspielpatienten (SPs) von Nutzen ist.

Methoden: Im OSCE des 5. Studienjahres 2017 in Bern wurden die Studierenden anhand zweier Items zusätzlich von den SPs beurteilt. Die SPs wurden im Vorhinein darüber aufgeklärt, dass ihre Beurteilung zu rein wissenschaftlichen Untersuchungen eingeholt wird und keinen Einfluss auf die offizielle Bewertung der Studierenden hat. Mit den beiden Items wurden die kommunikativen Kompetenzen der Studierenden erfasst „Gesamtbeurteilung Kommunikation“ auf der Skala „Ausserordentlich kompetent; Sehr kompetent; Kompetent; Grenzwertig; Nicht kompetent“ sowie die Loyalität der SPs zu den Kandidaten „Ich würde gerne wiederkommen und meine Anliegen mit diesem Studierenden besprechen.“ auf der Skala „Stimme voll zu; Stimme zu; Stimme eher zu; Neutral; Stimme nicht zu“. Zusätzlich hatten die SPs die Möglichkeit ihre Bewertung in einem Freitextfeld zu kommentieren.

Ergebnisse: Tatsächlich bewerten die SPs die kommunikativen Kompetenzen der Kandidaten anders als die ärztlichen Examinatoren. Hätte man die Beurteilung der Kandidaten durch die SPs zu 30% in die offizielle Bewertung mit eingerechnet hätten im Bereich „Anamnese Status Management“ dreimal mehr Kandidaten die Prüfung nicht bestanden (10 versus 3, respektive 4,2% versus 1,3%). Zudem reduziert die Berücksichtigung des SP Urteils die Konstrukt-irrelevante Varianz um ein Fünftel (im Bereich „Anamnese Status Management“ von 21,4% auf 17,3% und im Bereich „Kommunikative Kompetenzen“ von 39,0% auf 31,0%.). Das bedeutet, dass der Messfehler verringert wird und die Bewertungen besser den tatsächlichen Leistungen der Kandidaten entsprechen.

Die beiden Beurteilungen durch die SPs (Kommunikation und Loyalität) sind eng miteinander verknüpft (r=0,739). Als wichtige Aspekte für ihre Bewertung nannten die SPs unter anderem die zwischenmenschliche Beziehung mit den Kandidaten, den Informationsfluss und die Professionalität der Kandidaten.

Diskussion: Die Ergebnisse unserer Studie sprechen für eine zusätzliche Beurteilung der Kandidaten durch die SPs. Bevor eine solche Beurteilung allerdings tatsächlich in die offizielle Bewertung der Kandidaten mit einfliesst, sollte unserer Meinung nach noch genauer untersucht werden, worin sich die Beurteilungen durch die SPs und durch die ärztlichen Examinatoren unterscheiden und wer welche Aspekte besser beurteilen kann.