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Studentische Prüfer in formativen OSCEs – welchen Einfluss hat die Teilnahme von Studierenden in der Rolle studentischer Prüfer auf deren Leistungen in summativen Prüfungen?
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Published: | September 20, 2019 |
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Hintergrund: Objective structured clinical examinations (OSCEs) haben an medizinischen Fakultäten mittlerweile weite Verbreitung gefunden. Sie werden klassischerweise als summatives Bewertungsformat zur Überprüfung praktischer Fertigkeiten eingesetzt. Vor dem Hintergrund der Idee des Assessment for Learning [1] gewinnt der OSCE aber auch als formatives Format an Bedeutung, wobei neben Experten (Dozenten) vermehrt Peer-Tutoren als Prüfer und Feedbackgeber eingesetzt werden. Das Feedback durch Peer-Tutoren ist dabei von gleicher Qualität wie das der Experten und erfährt hohe Akzeptanz bei den Prüflingen. Sowohl Prüflinge als auch studentische Prüfer geben an, einen Nutzen aus der Teilnahme an formativen peer-assisted OSCEs zu ziehen [2]. Bislang gibt es jedoch keine objektiven/quantitativen Studien, die die Auswirkungen der Teilnahme von Studenten in der Rolle des Prüfers in formativen OSCEs auf spätere summative Prüfungen untersuchen.
An der Medizinischen Fakultät Heidelberg findet im vorklinischen Studienabschnitt (4. Semester) ein formativer OSCE im Fach Allgemeinmedizin statt, der von geschulten studentischen Prüfern aus dem sechsten oder höheren Semester bewertet wird. Die Bewertung erfolgt mittels tablet-basierter Checklisten. Die Stationen des OSCEs Allgemeinmedizin weisen die gleichen Qualitätskriterien bezüglich der Messgenauigkeit auf, wie die vergleichbarer summativer OSCEs anderer Fächer [3].
Methoden: Am OSCE Allgemeinmedizin 2018, den 300 Studierende des 4. Semesters absolvierten, nahmen 33 studentische Prüfer teil. Die Ergebnisse der studentischen Prüfer in nachfolgenden summativen Prüfungen im klinischen Abschnitt werden mit denen ihrer Kommilitonen verglichen, die nicht als studentische Prüfer am formativen OSCE Allgemeinmedizin teilgenommen haben (Wilcoxon-Mann-Whitney-Test). Bislang stehen für einen Vergleich die Ergebnisse von 13 Fächern und Querschnittsbereichen zur Verfügung.
Ergebnisse: Die studentischen Prüfer hatten in allen Fächern im Mittel bessere Ergebnisse als ihre Kommilitonen (Notenmittel über alle 1,63 gegenüber 1,93, von den Einzelvergleichen der 13 Fächer sind fünf auf dem 5%-Niveau signifikant).
Diskussion: Die als Prüfer eingesetzten Studierenden zeigen teilweise deutlich bessere Leistungen in den Prüfungen des klinischen Abschnitts als ihre Kommilitonen. Neben einer allgemein höheren Studienmotivation dürfte die intensivere Auseinandersetzung mit klinischen Themenbereichen im Rahmen der Prüferschulung, der Prüfungsvorbereitung und -durchführung hierfür ursächlich sein. Von besonderem Interesse wäre ein spezieller Vergleich mit den summativen OSCEs, die während des klinischen Studienabschnitts durchgeführt werden.
Literatur
- 1.
- Wiliam D. What is assessment for learning? Stud Educ Eval. 2011;37(1):3-14. DOI: 10.1016/j.stueduc.2011.03.001
- 2.
- Khan R, Payne MWC, Chahine S. Peer assessment in the objective structured clinical examination: A scoping review. Med Teach. 2017;37(7):745-756. DOI: 10.1080/0142159X.2017.1309375
- 3.
- Möltner A, Lehmann M, Wachter C, Loukanova S. Formatives Prüfen praktischer Fertigkeiten mit studentischen Prüfern: Qualitätseigenschaften des OSCE Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät Heidelberg. GMS J Med Educ. 2019. [under review]