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Hintergrund: Die Auswertung eines 12-Kanal-EKG stellt eine grundlegende ärztliche Kompetenz dar, die alle am Patienten tätigen Ärzte beherrschen müssen. Auch der Nationale Kompetenzbasierte Lernzielkatalog Medizin (NKLM) führt in Kapitel 15.9.1.4 das Interpretieren, von Ruhe-, Belastungs- und Langzeit-EKGs und daraus das Ableiten weiterer diagnostischer und therapeutischer Schritte als PJ-Kompetenz auf. Die Auswertung eines Ruhe-EKGs sollte daher im Medizinstudium gelehrt werden.

An der Medizinischen Hochschule Hannover wird die Durchführung und grundlegende Auswertung in den ersten beiden Studienjahren in der Physiologie sowie im Rahmen des Untersuchungskurses gelehrt. Danach werden spezifische EKG-Befunde nur noch im Vorlesungsformat vermittelt.

Methoden: Im Rahmen der Neuorganisation des Blockpraktikums Innere Medizin im 4. Studienjahr wurden als Reaktion sowohl auf in Famulaturen und Blockpraktika festgestellte Defizite hinsichtlich der Kompetenz der EKG-Auswertung als auch auf Ergebnisse der studentischen Evaluation Valenzen für praxisrelevanten Seminarunterricht in Kleingruppen geschaffen. Jeweils ein Dozent aus der Rhythmologie (Assistenz-, Fach- oder Oberarzt) betreute in diesem Rahmen 15 Studierende für zwei Stunden.

Analog zum bereits bestehenden eFAST-Kurs, der als Inverted Classroom mit verbindlicher eigenständiger theoretischer Vorbereitung der Studierenden konzipiert ist, wurde auch beim EKG-Seminar der Fokus auf die praktische EKG-Auswertung und nicht auf die Wiederholung theoretischer Grundlagen gelegt. In enger Zusammenarbeit mit einem der zuständigen rhythmologischen Oberärzte wurden den Studierenden 14 12-Kanal-EKGs, die Vorlesungsfolien zum Thema EKG aus dem 2. und 3. Studienjahr sowie ein Befundungsalgorithmus zur Vorbereitung auf dem elektronischen Lernmanagementsystem ILIAS hinterlegt. Die Studierenden erhielten die Aufgabe, alle EKGs vor der Kursteilnahme nach diesem Algorithmus auszuwerten. Am jeweiligen Kurstag wurden die Ergebnisse der EKG-Auswertung besprochen und gemeinsam hergeleitet sowie offene Fragen beantwortet.

Ergebnisse: Die Studierenden erschienen überwiegend vorbereitet zum Kurs. Die ersten mündlichen Feedbackgespräche ergaben, dass die Studierenden die Schaffung des EKG-Seminars sehr begrüßten. Hinsichtlich der Richtigkeit der Befunde zu den bereitgestellten EKGs sowie des spezifischen Feedbacks an die Dozierenden steht die Auswertung der studentischen Evaluation aus. Diese wird zum Ende des Studienjahres 2018/2019 für ca. 200 Studierende vorliegen.

Ausblick: Die Etablierung eines EKG-Seminars für Medizinstudierende nach dem Inverted-Classroom-Konzept ist auch mit beschränkten personellen Ressourcen möglich.