gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

19.09. - 22.09.2018, Wien, Österreich

Wissenstransfer im Kinderschutz: Ergebnisse zur Partizipation Betroffener sexuellen Missbrauchs [Bericht über Forschungsergebnisse]

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker M. Rassenhofer - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Germany
  • J. Fegert - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Germany

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Wien, 19.-22.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocP15.7

doi: 10.3205/18gma305, urn:nbn:de:0183-18gma3055

Published: September 19, 2018

© 2018 Rassenhofer et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Problemstellung/Ziele: Sexueller Missbrauch ist ein traumatisches Kindheitserlebnis mit oft schwerwiegenden und lang andauernden persönlichen, aber auch gesamtgesellschaftlichen Folgen. Die Häufigkeit liegt ungefähr im oberen einstelligen Prozentbereich, somit ergibt sich eine Dimension ähnlich einer Volkskrankheit. Der Transfer von Wissen über sexuellen Missbrauch zwischen den Ebenen der Wissenschaft, der Politik, der Fachpraxis, aber auch den Betroffenen und der Gesellschaft ist essentiell für Prävention und Intervention. Vorgestellt wird ein Projekt mit partizipativem Ansatz, bei dem in großem Rahmen, im Sinne von Citizen Science, das Expertenwissen von Betroffenen sexuellen Missbrauchs nutzbar gemacht wurde.

Methoden: Im Rahmen des deutschen Aufarbeitungsprozesses wurden Betroffene sexuellen Missbrauchs aufgerufen, sich an die im Sinne eines Critical Incident Reporting Systems angelegte Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten zu wenden, um hier ihre Erfahrungen, Zeugnisse, Anregungen und politischen Botschaften mitzuteilen. Inhalte der Telefonate, Briefe und E-Mails wurden anonym dokumentiert und vom Team der wissenschaftlichen Begleitforschung ausgewertet.

Ergebnisse: Das Angebot der Anlaufstelle und der Partizipation am gesellschaftlichen Aufarbeitungsprozess wurde gut angenommen. Es konnten 4.750 Datensätze von Betroffenen gewonnen werden. Die inzwischen erwachsenen Betroffenen berichteten von großteils schwerwiegenden Missbrauchsfällen aus der Vergangenheit. Die Forderung nach einer qualitativen und quantitativen Verbesserung von Therapie- und Behandlungsangeboten und somit einer besseren Ausbildung von Fachkräften des medizinisch-therapeutischen Bereichs stand im Fokus der politischen Botschaften.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Das Expertenwissen der Betroffenen konnte durch den partizipativen Ansatz in die Politik sowie die Gesellschaft transferiert werden und bereits zu konkreten Veränderungen beitragen. Essentiell erscheint der Wissenstransfer in die medizinisch-therapeutisch Fachpraxis über eine vermehrte Berücksichtigung des Themas in Aus- und Fortbildung.