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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 17.09.2016, Bern, Schweiz

Morgen fange ich wirklich an zu Lernen...- Prokrastination und Selbstregulation im Studium: Ein meditationsbasierter Lösungsvorschlag

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Miriam Thye - Witten/Herdecke, Deutschland
  • Diethard Tauschel - Witten/Herdecke, Deutschland
  • Katharina Mosen - Witten/Herdecke, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bern, 14.-17.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocV11-579

doi: 10.3205/16gma140, urn:nbn:de:0183-16gma1408

Published: September 5, 2016

© 2016 Thye et al.
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Prokrastination bezeichnet eine komplexe Störung der Handlungskontrolle, die sich insbesondere durch niedrig ausgeprägte Selbstregulationsmechanismen der Betroffenen auszeichnet. Besonders bei Studierenden liegt die Prävalenzrate bei 75%. Die vorliegende Studie folgt der Hypothese, dass Meditation die Selbstregulationsfähigkeiten der Studierenden verbessern und somit positive Wirkungen auf das Problem der Prokrastination haben könnte.

Dafür in einer Pilotstudie zunächst acht halbstrukturierte Einzelinterviews mit erfahrenen Meditierenden durchgeführt. Die Studienteilnehmer (ST) (N=8, m= 4, w= 4; age=20-25) wurden im Interview angeregt, ihre Meditationspraxis zu reflektieren und in Bezug auf Prokrastinationsverhalten zu betrachten. Die Interviews wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring) ausgewertet. Es entstand ein Kategoriensystem mit sechs Hauptkategorien:

1.
Klarheit der Gedanken,
2.
Fokussierung der Aufmerksamkeit,
3.
höherer Selbstwert,
4.
Selbstregulation,
5.
weniger Leistungsdruck und
6.
Zeiteinteilung.

Die Kategorien wurden jeweils in Bezug auf ihre Auswirkungen auf Prokrastination dargestellt. Insgesamt konnte ein übereinstimmendes Bild der ST aufgezeigt werden, welches positive Wirkungen der Meditationspraxis auf ihr Prokrastinationsverhalten nahe legt.

Die Ergebnisse der ebenfalls erhobenden quanitativen Tuckman Procrastination Scale (TSP-D) zeigen einen Mittelwert von 34,5 und liegen möglichen Werten von 16-80 im untersten Bereich des TPS-D. Das Ergebnis legt nahe, dass erfahrene Meditierende wenig bis gar nicht prokrastinieren und unterstützt das Ergebnis der qualitativen Interviews. Zusammenfassend konnte die Pilotstudie die theoretische Annahme bestätigen: Meditation kann eine Verbesserungsstrategie für das Problem der Prokrastination darstellen.

Aktuell wird diese Hypothese anhand einer Onlinefragebogenstudie quantitativ weiter beforscht. Die Ergebnisse werden zur GMA 2016 vorliegen.


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