Article
Epidemiologie und Public-Health von Long-COVID − systematische Evidenzsynthesen und Aufbau eines Repositoriums am Robert Koch-Institut
Search Medline for
Authors
Published: | March 21, 2023 |
---|
Outline
Text
Hintergrund/Fragestellung: Systematische Evidenzsynthesen zur Epidemiologie von Long-COVID sind wichtig, um Präventions- und Versorgungsbedarf einzuschätzen und Versorgungsangebote bedarfsgerecht zu gestalten. Ein Stufenkonzept wurde zur systematischen Recherche und Bewertung epidemiologischer Studien zu Long-COVID entwickelt.
Methoden: Zunächst wurde ein Scoping-Review epidemiologischer Studien (Stichtag 05.11.2021) nach PRISMA-ScR-Richtlinien ohne Einschränkung bzgl. Sprache, Krankheits-schwere oder Altersgruppe über das Cochrane COVID-19-Studienregister und die COVID-19 Datenbank der WHO erstellt. Eingeschlossen wurden epidemiologische Originalarbeiten (außer Fallstudien und -serien), die eine SARS-CoV-2-Infektion eindeutig beschreiben und Long-COVID anhand internationaler Leitlinienempfehlungen oder der Falldefinition der WHO für Post COVID-19 definieren. Die Datenextraktion erfasste Details zu Studienmethodik, Charakteristika der Studienpopulation, Definition und Erfassung von Long-COVID, vorbestehenden Risiko- und Schutzfaktoren. Ergebnisse des Reviews wurden publiziert [1] und grafisch in Form von Evidence-Maps aufbereitet (www.rki.de/post-covid-evimaps). Der Aufbau eines Studienrepositoriums ist in Arbeit.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 9853 Publikationen identifiziert, von denen 657 Publikationen (565 Studien) eingeschlossen wurden. Eingeschlossene Studien waren überwiegend nicht kontrollierte Kohortenstudien (mediane Weiterbeobachtungszeit: 13 Wochen). Mehrheitlich wurde in englischer Sprache publiziert, 72% der Studien kamen aus Ländern mit hohem Einkommen. 10% der Studien schlossen Kinder und Jugendliche ein. Long-COVID wurde zumeist über gesundheitliche Symptome operationalisiert, wobei Anzahl und Art der betrachteten Symptome erheblich variierten. Weitaus weniger Studien analysierten Rückbildung und Dauer von Symptomen (24%), Lebensqualität (16%), Arbeitsfähigkeit (10%), Rehabilitationsbedarf (18%) sowie mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht (42%), Vorerkrankungen (35%), soziale Lage (8%), Impfstatus (0.5%).
Schlussfolgerung: Auf Basis des Scoping-Reviews und der Evidence-Maps können Forschungslücken zu Epidemiologie und Public-Health-Konsequenzen von Long-COVID identifiziert werden. Vertiefende Fragestellungen lassen sich in Form von systematischen Reviews anschließen, z. B. zu Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen [2] und zu den Auswirkungen von Long-COVID auf Lebensqualität und gesundheitlichen Versorgungsbedarf bei Erwachsenen.
Interessenkonflikte: Dieses Projekt wurde vom Robert Koch Institut gefördert. Das Institut sorgte für die Aufsicht und das Feedback zur Protokoll- und Review-Entwicklung.
Literatur
- 1.
- Franco JVA, Garegnani LI, Oltra GV, Metzendorf MI, Trivisonno LF, Sgarbossa N, Ducks D, Heldt K, Mumm R, Barnes B, Scheidt-Nave C. Long-Term Health Symptoms and Sequelae Following SARS-CoV-2 Infection: An Evidence Map. Int J Environ Res Public Health. 2022 Aug 11;19(16):9915. DOI: 10.3390/ijerph19169915
- 2.
- Franco JVA, Garegnani LI, Oltra GV, Metzendorf MI, Trivisonno LF, Sgarbossa N, Ducks D, Heldt K, Mumm R, Barnes B, Scheidt-Nave C. Short and Long-Term Wellbeing of Children following SARS-CoV-2 Infection: A Systematic Review. Int J Environ Res Public Health. 2022 Nov 3;19(21):14392. DOI: 10.3390/ijerph192114392