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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Epidemiologie und Public-Health von Long-COVID − systematische Evidenzsynthesen und Aufbau eines Repositoriums am Robert Koch-Institut

Meeting Abstract

  • Juan Victor Ariel Franco - Heinrich Heine University Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Luis Ignacio Garegnani - Instituto Universitario Hospital Italiano de Buenos Aires, Centro Cochrane Asociado, Buenos Aires, Argentinien
  • Gisela Viviana Oltra - Instituto Universitario Hospital Italiano de Buenos Aires, Centro Cochrane Asociado, Buenos Aires, Argentinien
  • Maria-Inti Metzendorf - Heinrich Heine University Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • Leonel Fabrizio Trivisonno - Universidad Nacional de la Matanza, Departamento de Salud, Argentinien
  • Nadia Sgarbossa - Universidad Nacional de la Matanza, Departamento de Salud, Argentinien
  • Denise Ducks - Robert Koch Institut, Department of Epidemiology and Health Monitoring, Deutschland
  • Katharina Heldt - Robert Koch Institut, Department of Epidemiology and Health Monitoring, Deutschland
  • Rebekka Mumm - Robert Koch Institut, Department of Epidemiology and Health Monitoring, Deutschland
  • Benjamin Barnes - Robert Koch Institut, Department of Epidemiology and Health Monitoring, Deutschland
  • Christa Scheidt-Nave - Robert Koch Institut, Department of Epidemiology and Health Monitoring, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSII-5-06

doi: 10.3205/23ebm110, urn:nbn:de:0183-23ebm1104

Veröffentlicht: 21. März 2023

© 2023 Franco et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung: Systematische Evidenzsynthesen zur Epidemiologie von Long-COVID sind wichtig, um Präventions- und Versorgungsbedarf einzuschätzen und Versorgungsangebote bedarfsgerecht zu gestalten. Ein Stufenkonzept wurde zur systematischen Recherche und Bewertung epidemiologischer Studien zu Long-COVID entwickelt.

Methoden: Zunächst wurde ein Scoping-Review epidemiologischer Studien (Stichtag 05.11.2021) nach PRISMA-ScR-Richtlinien ohne Einschränkung bzgl. Sprache, Krankheits-schwere oder Altersgruppe über das Cochrane COVID-19-Studienregister und die COVID-19 Datenbank der WHO erstellt. Eingeschlossen wurden epidemiologische Originalarbeiten (außer Fallstudien und -serien), die eine SARS-CoV-2-Infektion eindeutig beschreiben und Long-COVID anhand internationaler Leitlinienempfehlungen oder der Falldefinition der WHO für Post COVID-19 definieren. Die Datenextraktion erfasste Details zu Studienmethodik, Charakteristika der Studienpopulation, Definition und Erfassung von Long-COVID, vorbestehenden Risiko- und Schutzfaktoren. Ergebnisse des Reviews wurden publiziert [1] und grafisch in Form von Evidence-Maps aufbereitet (www.rki.de/post-covid-evimaps). Der Aufbau eines Studienrepositoriums ist in Arbeit.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 9853 Publikationen identifiziert, von denen 657 Publikationen (565 Studien) eingeschlossen wurden. Eingeschlossene Studien waren überwiegend nicht kontrollierte Kohortenstudien (mediane Weiterbeobachtungszeit: 13 Wochen). Mehrheitlich wurde in englischer Sprache publiziert, 72% der Studien kamen aus Ländern mit hohem Einkommen. 10% der Studien schlossen Kinder und Jugendliche ein. Long-COVID wurde zumeist über gesundheitliche Symptome operationalisiert, wobei Anzahl und Art der betrachteten Symptome erheblich variierten. Weitaus weniger Studien analysierten Rückbildung und Dauer von Symptomen (24%), Lebensqualität (16%), Arbeitsfähigkeit (10%), Rehabilitationsbedarf (18%) sowie mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht (42%), Vorerkrankungen (35%), soziale Lage (8%), Impfstatus (0.5%).

Schlussfolgerung: Auf Basis des Scoping-Reviews und der Evidence-Maps können Forschungslücken zu Epidemiologie und Public-Health-Konsequenzen von Long-COVID identifiziert werden. Vertiefende Fragestellungen lassen sich in Form von systematischen Reviews anschließen, z. B. zu Long-COVID bei Kindern und Jugendlichen [2] und zu den Auswirkungen von Long-COVID auf Lebensqualität und gesundheitlichen Versorgungsbedarf bei Erwachsenen.

Interessenkonflikte: Dieses Projekt wurde vom Robert Koch Institut gefördert. Das Institut sorgte für die Aufsicht und das Feedback zur Protokoll- und Review-Entwicklung.


Literatur

1.
Franco JVA, Garegnani LI, Oltra GV, Metzendorf MI, Trivisonno LF, Sgarbossa N, Ducks D, Heldt K, Mumm R, Barnes B, Scheidt-Nave C. Long-Term Health Symptoms and Sequelae Following SARS-CoV-2 Infection: An Evidence Map. Int J Environ Res Public Health. 2022 Aug 11;19(16):9915. DOI: 10.3390/ijerph19169915 Externer Link
2.
Franco JVA, Garegnani LI, Oltra GV, Metzendorf MI, Trivisonno LF, Sgarbossa N, Ducks D, Heldt K, Mumm R, Barnes B, Scheidt-Nave C. Short and Long-Term Wellbeing of Children following SARS-CoV-2 Infection: A Systematic Review. Int J Environ Res Public Health. 2022 Nov 3;19(21):14392. DOI: 10.3390/ijerph192114392 Externer Link