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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

HTA-Bericht Herzerkrankung bei Kindern: Können Kinder durch eine psychologische Begleitung bei der Bewältigung ihrer Krankheit unterstützt werden?

Meeting Abstract

  • Jana Boes - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Pflegewissenschaft (IfP), Köln, Deutschland
  • Julie Emilie Guicheteau - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Pflegewissenschaft (IfP), Köln, Deutschland
  • Ralph Möhler - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland
  • Alice Schamong - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Kinderkardiologie, Köln, Deutschland
  • Konrad Brockmeier - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Kinderkardiologie, Köln, Deutschland
  • Andrea Icks - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland; Deutsches Diabetes-Zentrum, Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Deutschland
  • Georg Marckmann - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Marcel Mertz - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland
  • Ilvie Prince - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland
  • Annette Bäumer - AescuLaw Rechtsanwälte, Deutschland
  • Ulrike Lampert - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Deutschland
  • Sascha Köpke - Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Pflegewissenschaft (IfP), Köln, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-5-06

doi: 10.3205/23ebm094, urn:nbn:de:0183-23ebm0946

Published: March 21, 2023

© 2023 Boes et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Herzerkrankungen sind für Kinder und Jugendliche und ihre Angehörigen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch belastend. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für emotionale, kognitive und Verhaltensprobleme. Ziel dieses HTA-Berichts war die systematische Bewertung einer psychologischen Begleitung von herzkranken Kindern und ihren Eltern.

Methoden:Systematische Literaturrecherche nach (quasi-)randomisierten Studien in vier Datenbanken (MEDLINE, Embase, PsycInfo, Cochrane). Die Studienselektion und Datenextraktion erfolgten durch zwei, die Bewertung der Studien durch vier unabhängige Personen anhand der IQWiG Methoden (Version 6.0).

Für die Gesundheitsökonomische Bewertung erfolgte eine systematische Literaturrecherche in drei Datenbanken (MEDLINE, Embase, HTA Database).

Die Bewertung ethischer, sozialer, rechtlicher und organisatorischer Aspekte basierte auf orientierenden Literaturrecherchen, den in die Nutzenbewertung eingeschlossenen Studien, Informationen aus Interviews mit Betroffenen, Fachwissen der Sachverständigen und konzeptionellen Analysen.

Ergebnisse: Im Rahmen der Nutzenbewertung konnten sechs RCTs mit heterogenen Inhalten, Zielen und Teilnehmendengruppen eingeschlossen werden. Diese lassen sich in drei Gruppen unterteilen: (1) Familieninterventionen, (2) Stressreduktion, (3) Operationsfokussiert. Insgesamt zeigten sich keine belastbaren empirischen Anhaltspunkte für einen Nutzen psychologischer Interventionen bei herzkranken Kindern, jedoch vereinzelt positive Effekte wie weniger berichtete Krankheitstage oder verbesserte schulische Teilhabe.

Vergleichende gesundheitsökonomische Studien konnten nicht identifiziert werden.

Auch für die weiteren betrachteten Domänen der Bewertung fanden sich nur wenige empirische Befunde.

Schlussfolgerung: In Anbetracht der Ergebnisse ist keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz einer psychologischen Begleitung möglich. Es gibt jedoch ethische Aspekte, die, insbesondere bei schwer Betroffenen und deren Familien, für den Einsatz sprechen könnten.

Weitere, qualitativ hochwertige Studien zum Nutzen und Schaden psychologischer Interventionen bei herzkranken Kindern sind notwendig, um verlässlicher einschätzen zu können, welche Betroffenen von einer psychologischen Begleitung profitieren könnten. Hierbei sollten die besonderen Herausforderungen multimodaler, komplexer Interventionen berücksichtigt werden.

Interessenkonflikte: keine


Literatur

1.
Boes J, Möhler R, Schamong A, Brockmeier K, Icks A, et al. HT20-02 - Psychologische Begleitung von Kindern mit Herzerkrankung - HTA-Bericht - Version 1.0. Köln;2022. Available from: https://www.iqwig.de/sich-einbringen/themencheck-medizin/berichte/ht20-02.html External link