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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Entwicklung und Pilotierung eines evidenzbasierten Aufklärungsbogens für die Knie-Totalendoprothese

Meeting Abstract

  • Sandro Zacher - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Julia Lauberger - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Alina Weise - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Julia Lühnen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Stefanie Bühn - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Felicia Steffen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Medizinrecht, Deutschland
  • Sarah Oerder - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Anke Kaulbert - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Andreas Böhmer - Krankenhaus Köln-Merheim, Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Anästhesiologie II, Deutschland
  • Henning Rosenau - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Medizinrecht, Deutschland
  • Tim Mathes - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Anke Steckelberg - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-1-02

doi: 10.3205/23ebm075, urn:nbn:de:0183-23ebm0755

Published: March 21, 2023

© 2023 Zacher et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Medizinische Eingriffe erfordern in vielen Ländern aus ethischen und rechtlichen Gründen eine informierte Einwilligung. Die derzeit verwendeten Aufklärungsbögen sind eher risikozentriert und bieten oftmals noch nicht genügend Unterstützung für eine informierte Entscheidung. Ziel unserer Studie war die Entwicklung und Pilotierung evidenzbasierter Aufklärungsbögen für die Knie-Totalendoprothese (Knie-TEP) und die dazugehörigen Anästhesieverfahren.

Methoden: Die Entwicklung der Aufklärungsbögen folgte der Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation. Die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen an die Aufklärung wurde im Entwicklungsprozess geprüft. Informationsbedürfnisse, relevante Ergebnismaße und die zu beantwortenden Forschungsfragen wurden mithilfe von Literaturrecherchen, explorativen Interviews [1] und klinischer Expertise ermittelt. Zum Vergleich der Wirksamkeit und der Komplikationen verschiedener Knie-TEP Optionen, einschließlich der konservativen Behandlung und der Anästhesieverfahren wurden systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen erstellt. Die qualitative Machbarkeitsstudie explorierte Akzeptanz, Anwendbarkeit und Verstehen in der Zielgruppe der Patient:innen mit Gonarthrose. Die Datenerhebung erfolgte mittels Think-Alouds und Gruppeninterviews. Die Analyse der audioaufgezeichneten und transkribierten Interviews erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring in einem iterativen Prozess aus Analyse und Revision.

Ergebnisse: Für die Knie-TEP und die dazugehörigen Anästhesieverfahren wurde jeweils ein evidenzbasierter Aufklärungsbogen entwickelt. Zusätzlich wurde eine Informationsbroschüre für die Knie-TEP erarbeitet, die vor allem den Nutzen verschiedener TEP-Optionen vergleichend darstellt. Zwischen 10/2021 und 05/2022 wurden sechs Think-Alouds und drei Gruppeninterviews mit 17 Personen durchgeführt. Insgesamt wurden die Informationen überwiegend als relevant und verständlich angesehen. Umfang und Komplexität überstiegen jedoch teilweise den subjektiven Informationsbedarf. So berichteten Teilnehmende z.B. Schwierigkeiten die Zahlen zu Nutzen und Komplikationen sowie das Konzept von Studien zum Wirksamkeitsnachweis zu verstehen.

Schlussfolgerung: Insgesamt scheinen die entwickelten Aufklärungsbögen und die Informationsbroschüre anwendbar und verständlich zu sein. Eine weiterführende Pilotierung ist geplant. Aktuell wird eine angepasste Version der entwickelten Materialien in einer Vorher-/Nachher-Pilotstudie mit Standardaufklärungsbögen verglichen [2].

Interessenkonflikte: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.


Literatur

1.
Lauberger J, Zacher S, Thiel C, Lühnen J, Steckelberg A. Informations- und Entscheidungsprozesse im Kontext der Einwilligung zur Knietotalendoprothese und Implikationen für den Einsatz evidenzbasierter Aufklärungsbögen – eine qualitative Studie. In: Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmVS-6-04. DOI: 10.3205/22ebm045, URN: urn:nbn:de:0183-22ebm0451 External link
2.
Weise A, Lühnen J, Bühn S, Steffen F, Zacher S, Lauberger J, Ates DM, Böhmer A, Rosenau H, Steckelberg A, Mathes T. Development, piloting, and evaluation of an evidence-based informed consent form for total knee arthroplasty (EvAb-Pilot): a protocol for a mixed methods study. Pilot Feasibility Stud. 2021 May 13;7(1):107. DOI: 10.1186/s40814-021-00843-x External link