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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Selektive Literatursuche für systematische Übersichtsarbeiten – mehr Bias oder gewonnene Zeit?

Meeting Abstract

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  • corresponding author Maria-Inti Metzendorf - Cochrane Metabolic and Endocrine Disorders Group, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • author Bernd Richter - Cochrane Metabolic and Endocrine Disorders Group, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmP4a

doi: 10.3205/17ebm058, urn:nbn:de:0183-17ebm0581

Published: February 23, 2017

© 2017 Metzendorf et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Cochrane und andere Organisationen, die Systematische Übersichtsarbeiten und HTA-Berichte produzieren, empfehlen im Rahmen der Methodik zur Literatursuche eine sensitive Herangehensweise. Diese beinhaltet u.a. das Berücksichtigen von mehreren Literaturdatenbanken, um eine möglichst umfassende Literaturdurchsicht und einen hohen Recall zu gewährleisten. Dabei wird in Kauf genommen, dass sowohl der Such- als auch der Screening-Prozess häufig sehr zeitaufwendig werden. Mittlerweile liegen jedoch neue Erkenntnisse vor, die eine genauere Untersuchung dieser Empfehlung erfordern.

Material/Methoden: In 2015 und 2016 sind zwei wissenschaftliche Artikel erschienen, in denen untersucht wurde aus welchen Datenbanken die eingeschlossenen Studien von verschiedenen Sets von Cochrane Reviews stammen [1], [2]. Zusätzlich wurden die Effekte untersucht, die durch das Entfernen bestimmter Studien aus den Meta-Analysen auftreten. Hierbei wurden diejenigen Studien entfernt, die sich nicht über PubMed [1] oder über eine Kombination von zwei Datenbanken [2] identifizieren ließen. Anhand einer Auswertung von den in unserer Gruppe (Cochrane Metabolic and Endocrine Disorders Group) in den letzten 5 Jahren erschienenen Cochrane Reviews werden wir versuchen diese Erkenntnisse zu reproduzieren und untersuchen, ob sich Unterschiede nach Themengebieten feststellen lassen.

Ergebnisse: In den beiden Artikeln ließ sich die Mehrheit der relevanten Studien entweder in Medline alleine, oder einer Kombination aus zwei Datenbanken identifizieren. In den meisten Fällen verändern sich die Effektschätzer der Meta-Analysen kaum und nur in sehr wenigen Fällen gab es statistisch signifikante Effektveränderungen. Unsere eigenen Ergebnisse sind derzeit in Bearbeitung und werden zum Kongress präsentiert.

Schlussfolgerung: Die Erkenntnisse aus den bisherigen Untersuchungen könnten bedeuten, dass eine selektive Literatursuche unter bestimmten Umständen keinen Bias hinsichtlich der Effektschätzer produziert. Für einige Fachgebiete und Fragestellungen kann es deshalb sinnvoll sein, auf eine umfangreiche Literaturrecherche zu verzichten. Weitere Untersuchungen sind nötig, um diese neuen Erkenntnisse zu erhärten und zu etablieren, unter welchen Umständen selektiv vorgegangen werden kann.


Literatur

1.
Halladay CW, Trikalinos TA, Schmid IT, Schmid CH, Dahabreh IJ. Using data sources beyond PubMed has a modest impact on the results of systematic reviews of therapeutic interventions. J Clin Epidemiol. 2015 Sep;68(9):1076-84.
2.
Hartling L, Featherstone R, Nuspl M, Shave K, Dryden DM, Vandermeer B. The contribution of databases to the results of systematic reviews: a cross-sectional study. BMC Med Res Methodol. 2016 Sep 26;16(1):127.