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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Ist die Health Literacy bei älteren Menschen mit und ohne Migrationshintergrund vergleichbar? Ergebnisse einer Querschnittstudie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Melanie Messer - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften AG6, Bielefeld, Deutschland
  • author Dominique Vogt - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften AG6, Bielefeld, Deutschland
  • author Gudrun Quenzel - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften AG6, Bielefeld, Deutschland
  • author Doris Schaeffer - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften AG6, Bielefeld, Deutschland

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP5c

doi: 10.3205/15ebm081, urn:nbn:de:0183-15ebm0811

Published: March 3, 2015

© 2015 Messer et al.
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Hintergrund und Fragestellung: Unter Health Literacy wird die Beschaffung von und der Umgang mit gesundheitsbezogenen Informationen verstanden, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. In ersten internationalen Erhebungen deutet sich an, dass die Health Literacy von älteren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber der erwachsenen Allgemeinbevölkerung eher eingeschränkt ist. Inwieweit sich diese Einschränkungen bei älteren Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland potenzieren, ist bisher unklar. Es wurde daher der Frage nachgegangen, welche Unterschiede sich in der Health Literacy älterer Menschen mit und ohne Migrationshintergrund ergeben.

Methode: Im Rahmen der Querschnittstudie HLS-NRW wurden 500 Menschen aus Nordrhein-Westfalen im Alter zwischen 65 und 80 Jahren eingeschlossen. Die Hälfte der Befragten verfügte über einen Migrationshintergrund. Die Erhebung wurde mittels CAPI-Interviews durchgeführt. Die Teilnehmer konnten zwischen deutscher, türkischer und russischer Befragungssprache wählen. Die Grundlage bildete der adaptierte und um zielgruppenspezifische Aspekte erweiterte Fragebogen HLS-EU-Q. Für die Auswertung wurden u.a. vier Health Literacy-Indices gebildet.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der befragten Menschen mit Migrationshintergrund lag bei ca. 71 Jahren, bei Menschen ohne Migrationshintergrund bei ca. 72 Jahren. Rund die Hälfte der Befragten war weiblich. In der Gruppe mit Migrationshintergrund sind mehr als 90% der Befragten Migranten der ersten Generation. Ältere Menschen mit Migrationshintergrund schneiden in allen Indicesbereichen für Health Literacy (Prävention, Gesundheitsförderung, Krankheitsbewältigung und umfassend) erheblich schlechter ab, als ältere Menschen ohne Migrationshintergrund. So weisen mit Bezug auf die Krankheitsbewältigung 63,9% der Befragten mit Migrationshintergrund versus 51,7% der Befragten ohne Migrationshintergrund eine problematische oder inadäquate Health Literacy auf. Diese Tendenz setzt sich auch in der umfassenden Health Literacy, welche die drei anderen Indices zusammenführt, fort.

Schlussfolgerung: Die Untersuchung weist auf erhebliche Unterschiede der Health Literacy innerhalb der vulnerablen Gruppe der älteren Menschen hin. Ältere Menschen mit Migrationshintergrund sind hier von besonderen Einschränkungen betroffen. Die Ergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für die Ausrichtung zukünftiger Interventionsstrategien und weiterer Erhebungen.