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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Kostenkalkulationen im Rahmen von HTA: Herausforderungen am Beispiel eines Kostenvergleichs tageschirurgischer und stationärer Varizenentfernung

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Stefan Fischer - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich
  • corresponding author presenting/speaker Ingrid Zechmeister-Koss - Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, Wien, Österreich

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmC1d

doi: 10.3205/15ebm009, urn:nbn:de:0183-15ebm0097

Published: March 3, 2015

© 2015 Fischer et al.
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Hintergrund: EbM und HTA haben zum Ziel, die Gesundheitsversorgung zu verbessern und eine gerechtere Verteilung von Leistungen voranzutreiben. Daher gewinnen - neben Nutzenbewertungen - auch Kostenabschätzungen immer mehr an Relevanz. Jedoch ist bei einer Kostenberechnung die korrekte Wahl der Datengrundlage von Bedeutung.

Am Beispiel des Kostenvergleichs zwischen einer tageschirurgischen und stationären Varizen-OP soll gezeigt werden, zu welchen Ergebnissen die Verwendung unterschiedlicher Datenquellen führt.

Methoden: In einem ersten Ansatz wurden sogenannte Metadaten aus dem österreichischen Dokumentations- und Informationssystem für Analysen im Gesundheitswesen herangezogen. Hierbei wurden die Kosten über eine Verhältnisgleichung von generierten Punkten der entsprechenden Fallpauschalen, entstandenen Gesamtkosten in den jeweiligen Abteilungen, sowie PatientInnenzahlen ermittelt.

In einem zweiten Ansatz wurde mit Daten einzelner Krankenhäuser gearbeitet. Die Kalkulation erfolgte über Einzelhaus-spezifische Kosten für den operativen Eingriff und die Pflege.

Der dritte Ansatz beinhaltete die Adaption internationaler Kostendaten mittels einer Inflations- und Preisanpassung an Österreich.

Ergebnisse: Je nach Ansatz schwankten die Kosten für eine tagesklinische Varizen-OP zwischen 859 und 4.664 Euro, während bei einem stationären Aufenthalt die Kosten bei 1.720-2.330 Euro lagen.

Vorteil bei der Verwendung von Metadaten ist die schnelle Datenbereitstellung. Jedoch ist die Präzision sehr niedrig, sodass eine hohe Abweichung zwischen realen und errechneten Kosten wahrscheinlich ist.

Die Verwendung von Krankenhausdaten ist der zeitaufwändigste Ansatz. Der Vorteil ist die relativ gute Datenqualität. Zudem handelt es sich um konkrete Kosten der ausgewählten Häuser. Nachteilig ist, dass einzelne Kostendaten (Pflege) nicht interventionsspezifisch verfügbar und daher auch nicht exakt abgebildet sind. Außerdem handelt es sich um hausspezifische Kosten, die kaum Rückschlüsse auf andere Einrichtungen zulassen.

Neben dem entscheidenden Vorteil der relativ schnellen Datenbeschaffung aus internationalen Referenzkostendatenbanken, ist es nachteilig, dass internationale Kosten aus einem völlig anderen Gesundheitssystem stammen und daher ihre Übertragbarkeit eingeschränkt ist.

Schlussfolgerungen: Aus den Ergebnissen geht hervor, dass es für eine gute Kostenevidenz einer Auseinandersetzung mit administrativen Datenquellen bedarf, die derzeit zunehmend für solche Analysen herangezogen werden.

Im Rahmen von EBM und HTA sind Kostenberechnungen nötig, die an nationale Gegebenheiten angepasst sind. Diese Kalkulationen erfolgen in Österreich jedoch nur in den seltensten Fällen, womit viele Fragen einer effizienten Gesundheitsversorgung und gerechten Ressourcenverteilung offen bleiben.