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EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?
Forum Medizin 21
11. EbM-Jahrestagung

Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

25.02. - 27.02.2010, Salzburg, Österreich

Längere Verweildauer auf einer Glargin-basierten Insulineinstiegstherapie im Vergleich zur NPH-basierten Kontrolle führt im Modell zu ungleichen Verteilungen von BOT zu ICT bei Typ-2-Diabetikern in Deutschland

Meeting Abstract Freie Themen II

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?. Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10ebm122

doi: 10.3205/10ebm122, urn:nbn:de:0183-10ebm1220

Published: February 22, 2010

© 2010 Pfohl et al.
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Text

Hintergrund: Zwei Querschnittstudien fanden bei Typ-2-Diabetikern (T2D) im Versorgungsalltag eine unterschiedliche Verteilung der BOT (basalunterstützte orale Therapie) im Verhältnis zur ICT (intensivierte konventionelle Therapie) zwischen dem Basalinsulinanalogon Glargin (GLA) und dem Protamin-verzögerten Humaninsulin (NPH) [1], [2].

Eine Auswertung der Datenbank IMS® Disease Analyzer (DA) ergab, dass insulin-naïve T2D, die eine BOT mit GLA beginnen, länger auf dieser Therapie verbleiben als die mit NPH und OAD behandelten Patienten, bevor sie auf eine ICT umgestellt werden [3].

Daher wurde in dieser Studie untersucht, ob die unterschiedliche Persistenz (Verweildauer) auf der jeweiligen Insulin-Einstiegstherapie die ungleiche Verteilung von Insulinregimen in der deutschen Versorgungsrealität erklären kann.

Material/Methoden: Es wurde ein Markov-Modell entwickelt, das den Verlauf der Insulintherapie nach Beginn der BOT bzw. NPH/OAD-Therapie über einen Zeitraum von 10 Jahren simuliert.

Daten zur Persistenz für die Jahre 1–5 wurden dem DA [3] entnommen. Der weitere Verlauf wurde mittels linearer Regression geschätzt.

Die Modellkohorte bestand aus 44.366 [4], [5] gesetzlich krankenversicherten T2D, die im Verhältnis von 1:1 eine BOT mit GLA oder eine NPH/OAD-Therapie begonnen hatten.

Ergebnisse: Die Anzahl der T2D, die von der Kombinationstherapie aus Basalinsulin und OAD auf ICT wechselten, war in der GLA- vs. NPH-Gruppe konstant geringer (p=0,0002). Dadurch veränderte sich das Verhältnis von BOT zu ICT in der GLA- und NPH-Gruppe über die Zeit unterschiedlich (s. Abbildung 1 [Abb. 1]). Im Q1 des dritten Jahres ergab die Modellsimulation ein BOT:ICT Verhältnis von 46%:54% für GLA und ein NPH/OAD:ICT-Verhältnis von 24%:76% für NPH. Dies entspricht fast genau den Verteilungen in den beiden Versorgungsforschungsstudien.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Modellsimulation zeigt einen Zusammenhang zwischen der Persistenz auf einer Basalinsulin gestützten Einstiegstherapie und der daraus resultierenden Verteilung der Therapieregime (BOT:ICT-Verhältnis) im Zeitverlauf. Daher könnte die ungleiche Verteilung der BOT- und ICT-Regime im Versorgungsalltag durch die unterschiedliche Persistenz auf der initialen Insulintherapie mit Glargin vs. NPH-Insulin erklärt werden.


Literatur

1.
Hauner H, Kohlmann T, Landgraf W, Holle R, Pirk O, Scholten T. Kosten für antihyperglykämische Arznei- und Verbrauchsmittel und Therapiezufriedenheit bei Typ-2-Diabetes - Ergebnisse der Versorgungsforschungsstudie LIVE-DE. Dtsch Med Wochenschr. 2009;134:1207-13.
2.
Schöffski O, Breitscheidel L, Benter U, Dippel FW, Müller M, Volk M, Pfohl M. Resource utilisation and costs in patients with type 2 diabetes mellitus treated with insulin glargine or conventional basal insulin under real-world conditions in Germany: LIVE-SPP study. J Med Econ. 2008;11:695-712.
3.
Pfohl M, Dippel FW, Kostev K, Maltz A, Kotowa W. Längere Verweildauer unter einer basalunterstützten oralen Therapie mit Insulin Glargin (BOT) im Vergleich zu einer Kombinationstherapie aus NPH-Insulin und oralen Antidiabetika. Diabetologie und Stoffwechsel. 2009;4:1-6.
4.
Deutsche Diabetes-Union. Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2008. 2008. Available from: http://www.diabetesstiftung.de/fileadmin/dds_user/dokumente/DDU_Gesundheitsbericht_2008.pdf (letzter Zugriff: 30.10.2009). External link
5.
Bierwirth RA, Kron P, Lippmann-Grob B, Funke K, Leinhos B, Grüneberg M, Huptas M, Weich KW, Münscher C, Potthoff F. Die TEMPO-Studie: Kostenanalyse in der diabetologischen Schwerpunktpraxis und Definition diabetesspezifischer Risikoprofile. Diabetes und Stoffwechsel. 2003;12:83-94.