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EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?
Forum Medizin 21
11. EbM-Jahrestagung

Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

25.02. - 27.02.2010, Salzburg, Österreich

Was und wie kann man in Arztbewertungsportalen bewerten? Ein kriteriengestützter, internationaler Vergleich

Meeting Abstract Freie Themen II

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  • corresponding author presenting/speaker Swantje Reimann - Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • author Daniel Strech - Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland

EbM – ein Gewinn für die Arzt-Patient-Beziehung?. Forum Medizin 21 der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität & 11. EbM-Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Salzburg, 25.-27.02.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10ebm115

doi: 10.3205/10ebm115, urn:nbn:de:0183-10ebm1153

Published: February 22, 2010

© 2010 Reimann et al.
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Hintergrund: Arztbewertungsportale (ABP) im Internet werden zunehmend öffentlich diskutiert. Hauptkritikpunkte betreffen das Missbrauchspotential und die Schwierigkeit einer qualitativ hochwertigen Einschätzung der medizinischen Behandlung durch Laien. Fürsprecher betonen die Relevanz von patientenseitiger Evaluation ärztlicher Leistung für eine informierte Arztsuche und für eine Verbesserung der Versorgungsqualität. Kriterien zur Bewertung der ambulanten ärztlichen Versorgung sind u.a. vom Ärztlichen Zentrum für Qualität (ÄZQ) in einer Checkliste (http://www.aezq.de/edocs/pdf/info/flyer_checkliste_arztpraxis.pdf) wie auch im Rahmen der umfangreichen Patientenzufriedenheitsforschung dargestellt worden. Bislang ist wenig untersucht, inwieweit gängige ABP diese Bewertungskriterien abbilden und wie für oder gegen die Relevanz einzelner Kriterien argumentiert werden kann.

Material/Methoden: In einer Internetrecherche wurden deutsch- und englischsprachige ABP identifiziert und hinsichtlich der berücksichtigten Bewertungskriterien ausgewertet. Die Auswertung erfolgte auf der Basis eines Kriterienkatalogs, welcher durch eine inhaltsanalytische Auswertung der ÄZQ-Checkliste sowie weiterer Checklisten und Veröffentlichungen im Rahmen der Patientenzufriedenheitsforschung entwickelt wurde.

Ergebnisse: Der entwickelte Kriterienkatalog umfasst die Bereiche: medizinisch-technische Versorgung, Arzt-Patient-Beziehung, Fachliche Kompetenz, Unterstützung durch den Arzt, Kommunikation, Vertrauen, Information, Erreichbarkeit, Praxisausstattung, Praxispersonal, Praxisorganisation, Allgemeine Zufriedenheit, Wirksamkeit der Behandlung sowie Weiterempfehlungsbereitschaft. Die Gewichtung der unterschiedlichen Bereiche auf den untersuchten ABP streut breit. Die häufigsten Bewertungsmöglichkeiten in ABPs zeigten sich in Bereichen der Praxisorganisation, des Praxispersonals, der Kommunikationsfähigkeit sowie der fachlichen Kompetenz des Arztes.

Schlussfolgerung/Implikation: ABP besitzen von der Idee her das Potential für eine wertvolle Informationsquelle im Rahmen der individuellen Arztsuche und für die darüber hinausgehende Stärkung der Patienteninteressen im Gesundheitswesen. Die zunehmende Diskussion zur Umsetzung und möglichen Regulierung von ABP sollte diese Potentiale ernst nehmen und denkbare Konsequenzen auf die Arzt-Patienten Beziehung aus einer möglichst neutralen und patienten-orientierten Perspektive heraus prüfen. Aus der Heterogenität und Selektivität der gegenwärtig berücksichtigten Bewertungskriterien in ABP lassen sich verschiedene Gründe für eine Überarbeitung der ABP im Sinne der Patienten ableiten.


Literatur

1.
Berger B, Lenz M, Mühlhauser I. Patient zufrieden, Arzt gut? Inwiefern ist Patientenzufriedenheit ein Indikator für die Qualität der hausärztlichen Versorgung? Eine systematische Übersichtsarbeit. Z Evid Fortbild Qual Gesundhwesen (ZEFQ). 2008;102:299–306.