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Publikationsbias – wie Partikularinteressen die Patientenversorgung gefährden
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Published: | February 22, 2010 |
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Hintergrund: Der Verdacht steht immer wieder im Raum: Pharmakonzerne verheimlichen Studien, deren Ergebnisse ihren Interessen entgegenstehen. Beweisen lässt sich das aber nur in Einzelfällen. Und häufig wird der Betrug erst bekannt, wenn Patientinnen und Patienten bereits geschädigt wurden. Publikationsbias ist aber nicht nur ein Problem der Industrie. Auch wissenschaftliche Zeitschriften sowie Autorinnen und Autoren tragen ihren Teil bei. Man interessiert sich eher für Durchbrüche als für Niederlagen. Fällt eine Studie positiv aus, werden entsprechende Artikel zeitnah erstellt und abgedruckt. Manuskripte zu negativen und unspektakulären Studienresultaten sind dagegen scheinbar der Mühe nicht wert, oder die Autorinnen bzw. Autoren bekommen häufiger einen ablehnenden Bescheid.
In einem Workshop zum Thema „Publikationsbias“ wird mit 4 Vorträgen die aktuelle Situation genauer beleuchtet.
Material/Methoden: Im ersten Vortrag wird der Stand der internationalen Forschung zum Thema Publikationsbias referiert. Der zweite Vortrag beschreibt, was dies für die Leitlinienerstellung und die praktische ärztliche Tätigkeit bedeutet. Im dritten Vortrag wird die Patientenperspektive dargestellt; dabei wird insbesondere auch beleuchtet, was die Nichtpublikation von Ergebnissen für Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bedeutet. Der vierte Vortrag behandelt das Thema Publikationsbias aus Sicht von Entscheidungsträgern; dargestellt werden das Vorgehen im Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und die Erfahrungen aus den ersten fünf Jahren der Tätigkeit des Instituts.
Ergebnisse: Publikationsbias ist ein relevantes Problem auf allen Ebenen der Gesundheitsversorgung. Die Partikularinteressen sind vielfältig, und Selbstverpflichtungen haben das Problem nachweislich nicht gelöst. Es fehlen gesetzliche Regelungen, um den durch Publikationsbias entstehenden Schaden für Patientinnen und Patienten abzuwenden.
Schlussfolgerung/Implikation: Es ist zu diskutieren, wie das EbM-Netzwerk diese Forderung nach vollständiger Datentransparenz unterstützen kann.
Anmerkung: Sofern es der Stand der Programmplanung erlaubt, können wir uns auch vorstellen, dieses Thema als Plenarveranstaltung zu gestalten.