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Qualität der Real-Life-Versorgung von nAMD-Patienten in Deutschland (B)
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Published: | May 5, 2014 |
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Zielsetzung: Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Ursache für eine erhebliche Minderung des zentralen Sehvermögens in entwickelten Ländern, so dass eine wirksame Therapie zur Vermeidung der rapiden Sehverschlechterung essentiell für AMD-Erkrankte ist. Für die neovaskuläre AMD (nAMD) haben Studien die Wirksamkeit von VEGF-Inhibitoren in Form von intravitrealen Injektionen belegt. Dafür wird von den deutschen Fachgesellschaften empfohlen zuerst monatlich dann „pro re nata“ (auf Basis von monatlichen OCT-Kontrollen) zu injizieren, solange die morphologische Situation einen Behandlungserfolg möglich erscheinen lässt. Inwiefern dieses strikte Therapieschema im Versorgungsalltag eingehalten werden kann, ist weitestgehend unklar. Um Daten zur Versorgungsrealität von nAMD-Patienten zu generieren, wurde die PONS-Studie initiiert.
Methode: In der multizentrischen Kohortenstudie wurden bundesweit nAMD-Patienten (mit Anti-VEGF-Therapie) durch die Operateure eingeschlossen. Es wurden Versorgungsdaten – insbesondere jede Untersuchung im Studienzentrum – sowohl retrospektiv (seit Therapiestart bzw. max. 24 Monate rückwirkend) als auch prospektiv im 12-monatigen Studienzeitraum erhoben.
Ergebnisse: In 23 Zentren wurden insgesamt 483 Patienten (Ø 77,2 Jahre; 60,2% weiblich) rekrutiert und vollständig dokumentiert. Im Durchschnitt lagen 4,29 Monate (Median: 1,03 Monate) zwischen Erstdiagnose und Therapiestart. Die Injektionsfrequenz nahm mit Therapiedauer deutlich ab. Bei Betrachtung der Konsultationstermine im prospektiven Zeitraum (Ø 385,7 Tage) zeigte sich ein Defizit im Hinblick auf wahrzunehmende monatliche Kontrollen (Ø 9,9 Konsultationen für Patienten, die ausschließlich im Studienzentrum betreut wurden). So wiesen 88,2%/61,8% der Patienten zumindest einen Abstand von mehr als 4/6 Wochen (36,4%/15,3% zumindest 3 Abstände) auf. Dabei wurden im Mittel 3,3 OCT-Untersuchungen pro Patient durchgeführt. Bei 32,2% der Patienten wurde gar keine OCT-Untersuchung im prospektiven Zeitraum dokumentiert. Definiert man „Adhärenz“ als eine Versorgungssituation, die zumindest alle 42 Tage eine Visuskontrolle einschließt, sind lediglich 24,5% aller Patienten im ersten Jahr nach Therapiestart adhärent.
Schlussfolgerung: Die ersten PONS-Daten deuten auf eine Unterversorgung von nAMD-Patienten in der Routinebehandlung hin. Insbesondere die morphologische Kontrollhäufigkeit mittels OCT liegt hinter den Empfehlungen der Fachgesellschaften zurück. In weiteren Analysen werden die Gründe für die Nicht-Einhaltung von geltenden Therapieempfehlungen detailliert untersucht.