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Lebensqualität und soziale Teilhabe von Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften – Ergebnisse der DemWG-Studie
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Aspekte der sozialen Gesundheit gewinnen neben dem Konstrukt Lebensqualität in der Forschung für und mit Menschen mit Demenz zunehmend an Bedeutung. Aktuelle Studien zeigen, dass soziale Kontakte und die Teilnahme an sozialen Aktivitäten wichtige Aspekte der sozialen Gesundheit sind und das Potenzial haben, das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz und zwischenmenschliche Beziehungen zu verbessern. Wohnmodelle wie ambulante Wohngemeinschaften (abWG), die überwiegend von Menschen mit Demenz genutzt werden, ermöglichen es pflegebedürftigen Menschen einen möglichst normalen Alltag zu erleben und soziale, bewegungsbezogene, sensorische kognitive oder kreative Aktivitäten auszuüben, so dass hier Aspekte der sozialen Gesundheit besonders im Vordergrund stehen.
Zielsetzung: Die Studie geht zwei Fragestellungen nach:
- 1.
- In welchem Umfang fanden soziale Aktivitäten in abWG vor, während und nach der Covid-19-Pandemie statt?
- 2.
- Wie wirkt sich eine bewegungs- und kognitionsbezogene Intervention (MAKSmk+) auf Aspekte der sozialen Gesundheit und der Lebensqualität bei Menschen mit Demenz aus?
Methode: Das Projekt DemWG fand im Rahmen einer längsschnittlichen (t0-t3) Mixed-Methods-Studie vom 01. April 2019–31. Dezember 2022 statt, die multizentrisch, clusterrandomisiert, kontrolliert und prospektiv angelegt war und ein Wartegruppen-Design umfasste. Neben einer standardisierten Outcome-Erfassung wurden Expert:inneninterviews durchgeführt. Die Lebensqualität (LQ) wurde mittels QUALIDEM, einem demenzspezifischen Fremdbeurteilungsbogen, erhoben. Eine Vielzahl an regelmäßigen sozialen Aktivitäten mit bewegungsbezogenen, sensorischen, kognitiven oder kreativen Ansätzen wurde regelmäßig standardisiert erfasst.
Ergebnisse: Bundesweit nahmen zu t0 97 abWG mit 341 Bewohnenden teil. Innerhalb des vollständigen Längsschnitts (t0-t3) wurden Daten von 236 Teilnehmenden ausgewertet. Die am häufigsten angebotenen und genutzten Aktivitäten in abWG sind zu t0 und t3 Unterhaltung und gemeinsame soziale Aktivitäten (t0 2020: 76,54%, t3 2022: 87,9%). Es folgen bewegungsbezogene Aktivitäten (t0 2020: 75,88%, t3 2022: 77,8%) und sensorische Aktivitäten (t0 2020: 49,56%, t3 2022: 47,0%). Ferner wurden in zwei Fokusgruppen und 13 Expert:inneninterviews von einer verstärkten sozialen Interaktion zwischen Pflege- und Betreuungspersonal und den Bewohnenden berichtet. Eine longitudinale Regressionsanalyse für den QUALIDEM-Gesamtscore zeigte einen statistisch signifikanten Anstieg der LQ während der Intervention, jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Trotz einiger Rückgänge während der Covid-19-Pandemie, zeigen die Ergebnisse, dass soziale Aktivitäten in abWG sowohl regelmäßig stattfinden als auch vielfach genutzt werden. Da es denkbar ist, dass die Intervention prinzipiell einen Einfluss auf die Lebensqualität der Bewohnenden hat und niedrigschwellig in die Versorgung in abWG integrierbar ist, sollte über eine regelhafte Integration in den Versorgungsalltag sowie über weitere Förderungsmaßnahmen zur Teilnahme an sozialen Aktivitäten verstärkt nachgedacht werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Reduktion des Risikos für Krankenhauseinweisungen bei Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften – DemWG; Fördernummer: 01VSF18054