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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Versorgungsverläufe von außerklinischen Intensivpatienten auf Basis von Routinedaten (ATME)

Meeting Abstract

  • Felipe Argüello Guerra - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Antje Schwinger - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Sören Matzk - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf454

doi: 10.3205/24dkvf454, urn:nbn:de:0183-24dkvf4542

Published: September 10, 2024

© 2024 Argüello Guerra et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die außerklinische Intensivpflege (AKI) ist ein vergleichsweise neuer Bereich der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung, der in den letzten Jahren eine dynamische Entwicklung durchlaufen hat. Mit dem im Herbst 2020 verabschiedeten Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (GKV-IPReG) wurde diese Versorgungsform erstmals umfassend reguliert. Dezidierte Informationen über die Demographie der AKI-Patientinnen und -Patienten, deren Erkrankungshintergründe und Beeinträchtigungen (tracheotomiert, beatmet etc.) sowie die medizinisch-therapeutische Versorgung fehlen jedoch bisher.

Fragestellung und Zielsetzung: Das innovationsfondsgeförderte Projekt ATME verfolgt das Ziel, sektorenübergreifende Analysen von Krankheitsverläufen und Versorgungsstrukturen bei außerklinisch beatmeten und tracheotomierten Patientinnen und Patienten abzubilden. Darüber hinaus sollen Empfehlungen zur bedarfs- und bedürfnisgerechten Weiterentwicklung der Versorgung abgeleitet werden. Diese erfolgt vor dem Hintergrund der durch das GKV-IPReG stattfindenden Veränderungen in den Versorgungsverläufen und -strukturen.

Methode: Im quantitativen Teil des ATME-Projekts wurden aus anonymisierten Abrechnungsdaten der elf AOK-Pflege- und -Krankenkassen aus den Jahren 2018 bis 2022 deskriptive Analysen der AKI-Population in Deutschland durchgeführt.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden rund 6.000 jährlich im Rahmen der außerklinischen Intensivpflege versorgte Personen. Kinder und Jugendliche wie auch Hochaltrige über 80 Jahre sind im nennenswerten Umfang AKI-Patientinnen und Patienten. Invasiv beatmet wird jedoch weniger als jeder Dritte der Gesamt-AKI-Population. Die AKI-Inzidenz ist über die Jahre relativ konstant, während die Prävalenz ansteigt. Rund ein Drittel der Patientinnen und Patienten, die erstmals AKI erhalten, verstirbt innerhalb des ersten Jahres. Das Erkrankungsspektrum in der AKI ist heterogen; die Betroffenen zeigen hohe Multimorbiditätsraten. Jeder Dritte wird mindestens einmal pro Quartal im Krankenhaus behandelt; die Betroffenen weisen eine überproportionale Verweildauer pro Fall auf. Die Ursachen der Krankenhausbehandlungen hängen häufig primär oder sekundär mit der Beatmung zusammen. Die Anzahl der Beatmungsentwöhnungen ist im Lauf der Jahre kontinuierlich gestiegen. Die ambulant-ärztliche und therapeutische Inanspruchnahme ist je nach Versorgungsort heterogen.

Diskussion: Routinedatenanalysen haben das Potenzial, die häusliche Versorgungsrealität von AKI-Patientinnen und Patienten darzustellen. Insbesondere Versorgungsverläufe über die Sektorengrenzen hinweg werden abbildbar. Gleichwohl gibt es Limitationen hinsichtlich des Aufgriffs und der Abgrenzung von (invasiv)beatmeten Personen.

Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse der Routinedatenanalyse im ATME-Projekt helfen, die Versorgungsrealität von beatmeten und/oder trachealkanülierten Menschen mit außerklinischem Intensivpflegebedarf besser zu verstehen und damit die Weiterentwicklung der Versorgung und der gesetzlichen Rahmenbedingungen zielgenauer zu gestalten.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Bedarfslagen, Bedürfnisse und sektorenübergreifende Versorgungsverläufe außerklinisch beatmeter Intensivpatienten (ATME); Fördernummer: 01VSF21027