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Welchen Patient:innen würden Kardiolog:innen eine Hypertonie-App empfehlen? Ergebnisse eines faktoriellen Surveys in Deutschland
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Im Rahmen der Hypertonieversorgung können Apps genutzt werden, um Personen mit Bluthochdruck in ihrer Krankheitsbewältigung im Alltag zu unterstützen. Ärzt:innen sprechen jedoch selten Empfehlungen zu Hypertonie-Apps aus. In einer qualitativen Vorstudie des Innovationsfondsprojekts DiPaH konnten bestimmte Empfehlungsmuster von Ärzt:innen identifiziert werden (z.B. App-Empfehlung eher bei jüngeren Personen oder eher bei Patient:innen, die nicht zu häufig Blutdruck messen), die nun quantitativ überprüft werden.
Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Vignettenstudie ist zu identifizieren, welchen Patient:innen die Kardiolog:innen eine Hypertonie-App empfehlen würden und welche Faktoren die Bereitschaft zur Empfehlung beeinflussen.
Methode: Im Zeitraum vom Oktober 2023 bis Januar 2024 wurde eine quantitative Onlinebefragung mit Kardiolog:innen durchgeführt. Die Kardiolog:innen wurden durch den Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK) kontaktiert. Die teilnehmenden Ärzt:innen erhielten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 70 €. Die Befragten beantworteten sieben aufeinanderfolgende Vignetten mit Patient:innenbeschreibungen, die in acht verschiedenen Dimensionen und Ausprägungen variierten. Nach jeder Vignette sollten die Ärzt:innen auf einer 9-stufigen Skala einschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass sie dieser Person eine Hypertonie-App empfehlen.
Ergebnisse: Mithilfe des Vignettendesigns konnten 1400 Vignettenfälle inkludiert werden. Kardiolog:innen empfehlen Hypertonie-Apps eher Personen, die im unbehandelten Zustand einen höheren Bluthochdruck hatten (180/110mmHg vs. 145/95mmHg; p=0.010), medikamentös noch nicht optimal kontrolliert sind (p=0.000) und gut mit dem Smartphone umgehen können (p=0.000). Darüber hinaus werden von den Befragten eher Hypertonie-Apps empfohlen, wenn Patient:innen jünger sind (p=0.000) und einen hohen sozioökonomischen Status haben (p=0.000). Das Geschlecht (p=0.157), die Messhäufigkeit (p=0.768) und das Gesundheitsbewusstsein (p=0.334, p=0.459) standen in keinem statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Empfehlungsverhalten der Kardiolog:innen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Es konnte aufgezeigt werden, dass die Ärzt:innen nur bestimmten Patient:innen eine Hypertonie-App empfehlen würden. Die Hintergründe für oder gegen die jeweiligen Empfehlungen sind aktuell unklar – deuten jedoch auf bestehende Ungleichheiten in Bezug auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung hin.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: DiPaH – Digitale Präventionsmaßnahmen bei arterieller Hypertonie; Fördernummer: 01VSF21042