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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Effekte einer Nachsorge-App auf die körperliche Aktivität von Brustkrebsrehabilitandinnen – Ergebnisse einer quasi-randomisierten Multicenter-Studie

Meeting Abstract

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  • Mercedes Rutsch - University of Lübeck, Deutschland
  • Ruth Deck - University of Lübeck, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf418

doi: 10.3205/24dkvf418, urn:nbn:de:0183-24dkvf4181

Published: September 10, 2024

© 2024 Rutsch et al.
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Hintergrund: Internationale Studien belegen den positiven Einfluss körperlicher Aktivität (köA) nach einer Brustkrebsdiagnose auf den Krankheitsverlauf sowie Beschwerden. Deshalb nimmt die Bewegungstherapie einen großen Stellenwert in der Rehabilitation von Brustkrebs ein. Auch nach der Rehabilitation ist die Aufrechterhaltung der köA für den weiteren Krankheitsverlauf von Bedeutung. Bislang existiert abseits des Rehabilitationssports kein Nachsorgeprogramm für die Zielgruppe, das auf die langfristige und eigenverantwortliche Aufrechterhaltung köA abzielt. Im Rahmen der Studie ReNaApp wurde daher eine Nachsorgeintervention mittels App implementiert, um diese Versorgungslücke zu schließen.

Zielsetzung: Effekte auf die Teilhabe, Lebensqualität (LQ) und den Return to Work (RTW) wurden ein Jahr nach der Rehabilitation zwischen der Interventionsgruppe (IG) und Kontrollgruppe (KG) überprüft. Durch die Nutzung der Nachsorge-App sollte die köA und die Nutzung von Sportangeboten in der IG höher sein als in der KG.

Methode: In der quasi-randomisierten Multicenter-Studie wurden erwerbsfähige Rehabilitandinnen der Anschlussrehabilitation im Alter von 18–60 Jahren in fünf Reha-Einrichtungen rekrutiert. Die KG durchlief die herkömmliche Rehabilitation und Reha-Nachsorge. Die IG wurde entsprechend der Nachsorgephilosophie „Neues Credo“ während der Rehabilitation auf die Nachsorge vorbereitet und während der Nachsorge durch ein digitales Bewegungstagebuch in Form einer Nachsorge-App (ReNaApp) begleitet.

Die schriftliche Befragung fand zu Reha-Beginn (t0), Reha-Ende (t1) und 12 Monate nach der Rehabilitation (t2) statt. Der Fragebogen umfasste standardisierte Messinstrumente (u.a. IMET, EORTC QLQ-C30). Der Umfang köA wurde mit einer fünfstufigen Skala („nie“ bis „regelmäßig, mehr als 4 Stunden in der Woche“) gemessen.

Es wurde eine Complete-Case-Analysis durchgeführt. Neben der Deskriptivstatistik wurden Varianzanalysen mit Messwiederholungen berechnet.

Ergebnisse: Es lagen von N=493 (IG: 199; KG: 294) komplette Datensätze vor. Die Rehabilitandinnen waren im Durschnitt 51 Jahre alt (SD: 6,3; Range: 30–60) und hatten im Median 9 Monaten vor Reha-Beginn die Diagnose Brustkrebs erhalten (Q1-Q3: 5-11). Beide Gruppen unterschieden sich hinsichtlich soziodemographischer Merkmale nicht. Zu t0 waren drei Viertel der Befragten (76%) berufstätig.

In den Verlaufsanalysen zeigten sich keine Unterschiede in der Teilhabe, LQ und im RTW zwischen IG und KG.

Während die KG zu t0 und t2 ein ähnliches Ausmaß an köA aufwies, erhöhte die IG zu t2 den Umfang ihrer köA (p<0,01). Außerdem achteten IG-Teilnehmerinnen zu t2 häufiger auf köA als die KG (p=0,034). Die IG war häufiger im Fitessstudio und beim Rehasport aktiv (jeweils p<0,01).

Jede zweite Teilnehmerin der IG nutzte im Jahr nach der Rehabilitation die ReNaApp. Drei Viertel der Nutzerinnen motivierte die Verwendung der ReNaApp zur köA. 69% würden die ReNaApp bei einem erneuten Reha-Aufenthalt wieder nutzen.

Implikation für die Versorgung: Die ReNaApp konnte keine Überlegenheit der IG in den primären Outcomes erzielen. Angesichts der Bedeutung köA hinsichtlich der weiteren gesundheitlichen Prognose bei Brustkrebs ist jedoch der erhöhte Umfang von und das gesteigerte Bewusstsein für köA in der IG positiv zu bewerten. Daher kann der Einsatz der Nachsorge-App empfohlen werden.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Steigerung der Langzeiteffekte onkologischer Rehabilitation durch eine Nachsorge-App; Fördernummer: 0421/00-40-69-10-12-Lü