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Der Therapeut für die Hosentasche ist ein schönes Mittel – Ergebnisse einer Prozessevaluation im Rahmen der komplexen Intervention SmArt-E
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Osteoarthrose, insbesondere in Knie und Hüfte, ist eine wachsende Belastung für weltweite Gesundheitssysteme. Leitlinienempfehlungen zur konservativen Behandlung werden auch in Deutschland unzureichend umgesetzt. In der randomisiert kontrollierten Studie SmArt-E (Smartphone-assistiertes Arthrosetraining mit Edukation) wird in einem innovativen Blended-Care Konzept physiotherapeutische Behandlung mit App-gestützter Versorgung kombiniert. Durch körperliche Aktivität, Edukation und Förderung des Selbstmanagements der Patient*innen soll eine leitliniengerechte Behandlung von Knie- und Hüftosteoarthrose ermöglicht werden. Um die Reproduzierbarkeit und Übertragbarkeit der Ergebnisse in die Regelversorgung zu gewährleisten, erfolgt eine Prozessevaluation nach dem Framework des Medical Research Council [1].
Zielsetzung: Ziel der Prozessevaluation ist die Untersuchung der Implementierung der SmArt-E Studie, um zu klären wie die komplexe Intervention in der Praxis für Patient*innen und Physiotherapeut*innen funktioniert. Die zentrale Fragestellung ist: Welche Faktoren haben einen hinderlichen oder förderlichen Einfluss auf die Implementierung der Intervention? Es wird angenommen, dass Faktoren wie unterschiedlich ausgeprägte Technikaffinität oder Zeitmanagement Einfluss auf den Implementierungserfolg nehmen.
Methode: Die Prozessevaluation verfolgt einen Mixed-Methods-Ansatz in drei Phasen:
- 1.
- Qualitative Einzelinterviews mit dem Team der Studienleitung (n=5) dienen als Grundlage für qualitative Interviews mit Patient*innen der Kontrollgruppe (n=5), der Interventionsgruppe (n=10), Physiotherapeut*innen (n=13) und Mitarbeitenden der Studienzentren (n=3).
- 2.
- Mit einer Fragebogenerhebung unter allen Patient*innen und Physiotherapeut*innen werden die Interview-Ergebnisse quantifiziert.
- 3.
- Homogene Fokusgruppeninterviews mit Patient*innen und Physiotherapeut*innen dienen der Validierung der Evaluationsergebnisse aus den vorangegangenen Erhebungen.
Die qualitativen Interviews und Fokusgruppeninterviews werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Die Fragebogenerhebung wird deskriptiv analysiert.
Ergebnisse: Bislang konnte die erste Phase der Prozessevaluation abgeschlossen werden. Als zentrale Faktoren des Implementierungserfolgs konnten in den Interviews unter anderem die Digitalkompetenz der Patient*innen und Physiotherapeut*innen und die zeitliche Beanspruchung der Physiotherapeut*innen im Rahmen des Blended-Care Konzepts identifiziert werden. Die Ergebnisse der gesamten Prozessevaluation liegen bis zum Kongress vor.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Der Blended-Care Ansatz in SmArt-E bietet die Möglichkeit einer leitliniengerechten und effizienten Behandlung von Patient*innen und kann Ressourcen bei Patient*innen und Physiotherapeut*innen schonen. So können neue Kapazitäten in der Patient*innenbehandlung geschaffen werden, während die patient*innenzentrierte Versorgung gestärkt wird. Gleichzeitig fordert die Intervention die Digitalkompetenz der Patient*innen und Physiotherapeut*innen und bedeutet für Physiotherapeut*innen eine Veränderung der Arbeitsstruktur.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Smartphone-assistiertes Arthrosetraining mit Edukation (SmArt-E); Fördernummer: 01NVF20010