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Usability von Digitalen Gesundheitsanwendungen bei älteren Personen mit depressiven Störungen – ein Mixed-Methods-Ansatz im Projekt DiGA4Aged
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Depressive Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. In Deutschland besteht eine depressive Symptomatik bei etwa 5–6% der 60- bis 79-Jährigen [1], [2]. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) können die Überbrückung von Wartezeiten auf Therapieplätze ermöglichen und einen positiven Versorgungseffekt bei Menschen mit psychischen Erkrankungen bewirken. Das Zulassungsverfahren des BfArM für DiGA beinhaltet umfangreiche Anforderungen, jedoch nicht die Eignung für verschiedene Altersgruppen. Personen im höheren Lebensalter haben besondere Bedürfnisse in Bezug auf die Nutzung von digitalen Anwendungen, die im Kontext von DiGA bislang nicht ausreichend einbezogen werden.
Zielsetzung: Zwei dauerhaft durch das BfArM zugelassene DiGA für depressive Störungen werden auf ihre Usability für Personen ≥ 60 Jahre mit depressiver Störung untersucht. Die DiGA, die sich als die anwendungsfreundlichere herausstellt, wird anschließend in einem weiteren Teilprojekt im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie angewandt.
Methode: Mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes wird die Usability der beiden DiGA deprexis und Selfapy für Personen ≥ 60 Jahre mit einer leichten oder mittelgradigen depressiven Störung (n=18) erhoben. Von Februar bis April 2024 erfolgt hierfür in drei Kliniken (Geriatrie, Psychiatrie und Psychosomatik) die Rekrutierung und Durchführung. Die Teilnehmenden (9 pro DiGA) werden gebeten bei der initialen Nutzung einer der beiden DiGA typische Aufgaben durchzuführen und dabei verbal ihre Gedanken zu beschreiben (Think-Aloud-Methode). Abschließend wird ein semi-strukturiertes Interview mit den Teilnehmenden durchgeführt. Audio und Bildschirmbewegung werden aufgezeichnet und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet. Zudem wird die Usability quantitativ mit dem System Usability Scale erhoben.
Ergebnisse: Bei der Nutzung beider DiGA werden bislang insbesondere Probleme mit der Menüführung und Navigation angegeben. Die Mehrheit der Teilnehmenden äußert sich optimistisch, sich nach wiederholter Nutzung besser in der DiGA zurechtzufinden. Weitere Ergebnisse liegen bis zum Kongress vor.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Bislang gibt es kaum Daten über die Bedürfnisse älterer Personen mit depressiven Störungen bei der DiGA-Nutzung. Die Ergebnisse der Usability-Studie können einen Beitrag dazu leisten, Anwendungen künftig barrierefreier zu gestalten, sodass auch ältere Personen nachhaltiger von DiGA profitieren können.
Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: DiGA4Aged (Digitale Gesundheitsanwendungen für ältere Personen mit depressiven Störungen); Fördernummer: IF-025-22
Literatur
- 1.
- Streit F, Zillich L, Frank J, Kleineidam L, Wagner M, Baune BT, Klinger-König J, Grabe HJ, Pabst A, Riedel-Heller SG, Schmiedek F, Schmidt B, Erhardt A, Deckert J; NAKO Investigators; Rietschel M, Berger K. Lifetime and current depression in the German National Cohort (NAKO). World J Biol Psychiatry. 2023 Dec;24(10):865-880. DOI: 10.1080/15622975.2021.2014152
- 2.
- Busch MA, Maske UE, Ryl L, Schlack R, Hapke U. Prävalenz von depressiver Symptomatik und diagnostizierter Depression bei Erwachsenen in Deutschland: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2013 May;56(5-6):733-9. DOI: 10.1007/s00103-013-1688-3