gms | German Medical Science

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Partizipativ forschen mit pflegenden Angehörigen und Sorgegemeinschaften – Ergebnisse eines Scoping Reviews

Meeting Abstract

  • Michael Schaller - Hochschule Kempten, Bayerisches Zentrum Pflege Digital (BZPD), Kempten (Allgäu), Deutschland
  • Maria Lindner - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Patrizia Held - Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe (IMTT), Furtwangen, Deutschland
  • Katrin Balzer - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege, Lübeck, Deutschland
  • Christophe Kunze - Hochschule Furtwangen, Institut Mensch, Technik und Teilhabe (IMTT), Furtwangen, Deutschland
  • Florian Fischer - Hochschule Kempten, Bayerisches Zentrum Pflege Digital (BZPD), Kempten (Allgäu), Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf406

doi: 10.3205/24dkvf406, urn:nbn:de:0183-24dkvf4065

Published: September 10, 2024

© 2024 Schaller et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Pflege- und Sorgetätigkeiten werden zumeist von pflegenden An- und Zugehörigen sowie Sorgenetzwerken erbracht. Diese Tätigkeiten können mit verschiedenen Belastungen und negativen Effekten auf Gesundheit und Wohlbefinden einhergehen. Partizipativer Forschung und damit verbundenen Beteiligungsprozessen sowie resultierenden Ergebnissen wird das Potenzial zugesprochen, pflegende An- und Zugehörige zu unterstützen und zu empowern. Eine frühzeitige Beteiligung der Zielgruppe(n) in entsprechende Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsprozesse scheint an dieser Stelle hilfreich. Bis dato ist jedoch wenig darüber bekannt, wie und auf welcher theoretischen Basis diese Beteiligungsprozesse ablaufen und welche Einflussfaktoren zu berücksichtigen sind.

Zielsetzung: Das Ziel ist es, eine Literaturübersicht der relevanten Theorien, Methoden und Evidenz zu partizipativen Ansätzen in Forschung und Innovation mit pflegenden Angehörigen und Sorgegemeinschaften in häuslichen Versorgungsarrangements zu erstellen und damit das breite Themenfeld zu systematisieren sowie Lücken in der Evidenz zu identifizieren.

Methode: Ein Scoping Review wurde in den elektronischen Datenbanken PubMed, CINAHL und Web of Science (Core Collection) durchgeführt. Zusätzlich wurden die Referenzen der eingeschlossenen Beiträge gescreent. Inkludiert wurden wissenschaftliche Veröffentlichungen in Form von narrativen, konzeptionellen oder diskursiven Beiträgen (z.B. Wissenssynthesen, Buchbeiträge), jedoch keine Primärstudien und Konferenzbeiträge. Die Beiträge mussten in englischer oder deutscher Sprache verfasst und ab dem Jahr 2010 veröffentlicht sein. Die eingeschlossenen Beiträge wurden deskriptiv und inhaltlich-strukturierend analysiert.

Vorläufige Ergebnisse: 7.776 Beiträge wurden in den Datenbanken identifiziert; davon wurden 721 Duplikate entfernt. 7.055 Beiträge wurden im Titel/Abstract-Screening gesichtet. 112 Volltexte wurden im Anschluss gescreent und 36 Beiträge in die Volltext-Analyse eingeschlossen. Über das Screening der Referenzen kamen noch fünf Beiträge, über andere Quellen sechs Beiträge hinzu, sodass insgesamt 47 Beiträge ausgewertet werden konnten. Vorläufige Ergebnisse der deskriptiven und thematischen Analyse deuten auf ein positives Narrativ in Bezug auf die Partizipation von pflegenden Angehörigen und Sorgegemeinschaften hin. Jedoch besteht Unklarheit darüber, wer, wann und wie genau an den Prozessen teilnehmen sollte. Zudem gibt es einen uneinheitlichen Umgang mit Begrifflichkeiten und oft vage Beschreibungen der eingeschlossenen Personen/Sorgegemeinschaften. Die Formulierungen und Ausgestaltungen der Berichte variieren qualitativ stark.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Insgesamt kann im Rahmen partizipativer Forschung und Entwicklung mit pflegenden An- und Zugehörigen und Sorgegemeinschaften von einem Theorie-Praxis-Konflikt in Bezug auf das Vorgehen gesprochen werden: Zum einen werden hohe normative Anforderungen an partizipative Projekte gelegt, zum anderen ist die Durchführung entsprechend dieser Standards, bedingt durch verschiedene strukturelle Rahmenbedingungen, z.B. die Heterogenität der Zielgruppe, nur eingeschränkt möglich.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: PiTiPS; Fördernummer: 16SV8924