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Wie kann ein Prostatakrebs-spezifischen PRO-Fragebogen in der klinischen Versorgung implementiert werden? Ergebnisse eines Delphi-Konsensusverfahrens
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Zahlreiche Studien haben die Vorteile der systematischen Erfassung von patient*innenberichteten Ergebnissen (patient-reported Outcomes, PROs) insbesondere in der Onkologie belegt. Dennoch sind PROs noch nicht Teil der täglichen klinischen Praxis. Versuche, sie einzuführen, scheitern häufig, teils aufgrund struktureller und prozessoraler Hindernisse (z.B. ungelöstes Erstattungsproblem, spezifische technische Anforderungen), teils aufgrund des mangelnden Bewusstseins der Kliniker*innen für die Möglichkeiten und Vorteile ihrer Anwendung. Zusätzlich sind die rar vorhandenen Handlungsempfehlungen für die Implementierung von PROs meist nicht spezifisch genug und nicht (immer) auf den vorhandenen Versorgungskontext übertragbar.
Zielsetzung: Ziel dieses Projekts ist es daher, eine Handreichung für die erfolgreiche Nutzung und Implementierung des EPIC-26 (einem PRO-Instrument für das Prostatakarzinom) im spezifischen Kontext der Versorgung in zertifizierten Prostatakrebszentren zu entwickeln.
Methode: Es wurde ein Delphi-Konsensverfahren mit insgesamt zwei Runden mit Prostatakrebs- und PRO-Expert*innen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen (Urologie, Onkologie, Strahlentherapie, Rehabilitation, Sporttherapie, Pflege, Psychoonkologie etc.) und Patientenvertretern durchgeführt. Zunächst stellte die Studienleitung eine Liste mit möglichen Empfehlungen und allgemeinen Themen basierend auf einer vorerst durchgeführten Literaturrecherche zusammen. Auf dieser Grundlage wurden die Delphi-Teilnehmenden aufgefordert, an der ersten Brainstorming-Runde teilzunehmen und ihre eigenen Vorschläge und Anforderungen frei zu formulieren, die in der nächsten Phase zusammengefasst und thematisch gruppiert wurden. Die so formulierten Empfehlungen wurden wiederum den Delphi-Teilnehmenden zur Abstimmung vorgelegt (zu den Themenkomplexen technische Voraussetzungen, Akzeptanzstärkung, Einbeziehung in Versorgungsprozesse, Interprofessionalität). Bei dieser Abstimmungsrunde wurde die Relevanz und Zustimmung zu jeder Empfehlung abgefragt. Die so verabschiedeten Empfehlungen werden von der Studienleitung in einer Handreichung für die Klinker*innen zusammengestellt.
Ergebnisse: Die Brainstorming-Runde fand im März 2023, die Abstimmungsrunde im Oktober/November 2023 statt. Dabei konnten n = 20 von 46 angeschriebenen Expert*innen für die Brainstormingrunde des Delphi-Panel rekrutiert werden; an der Abstimmungsrunde nahmen n = 22 Expert*innen teil. Aus der Literaturrecherche und der darauf aufbauenden Brainstorming-Runde wurden 80 Aussagen zur Abstimmung eingegeben. Von diesen erzielten 66 Aussagen eine Zustimmung bei mehr als 50% der Expert*innen und werden in der Handreichung berücksichtigt.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse des Delphi-Panels werden zum Zeitpunkt der Einreichung des Abstracts in einer Handreichung für Behandelnde in Prostatakrebszentren zusammengetragen. Auf diese Weise werden die Ergebnisse des Delphi-Panels für Behandelnde und Entscheidungsträger sichtbar und nutzbar, wodurch die nachhaltige Implementierung von PROs in Prostatakrebszentren gefördert wird. In Zukunft ist auch eine weitere Integration der PROs in bestehende Zertifizierungsprozesse möglich, wie von den Expert*innen für EPIC-26 vorgeschlagen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: MID-EPIC-D; Fördernummer: ama/akl