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Partizipativ entwickelte Maßnahmen zur Optimierung der Versorgung in der Sterbephase auf nicht-palliativspezialisierten Stationen: Evaluation der Implementierung im mixed-methods Design
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Krankenhäuser sind mit 47% der häufigste Sterbeort in Deutschland, gleichzeitig ist hier die Unzufriedenheit mit der Sterbephase seitens der Patient:innen und deren Angehörigen am größten. Zur Optimierung der Versorgung und Begleitung in der Sterbephase auf nicht-palliativspezialisierten Stationen haben multiprofessionelle Arbeitsgruppen aus Mitarbeitenden in einem Bottom-up-Ansatz stationsspezifische Maßnahmen erarbeiteten und implementierten.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, inwieweit die partizipativ erarbeiteten stationsspezifischen Maßnahmen erfolgreich implementiert wurden und welche hemmenden und fördernden Faktoren die Implementierung beeinflusst haben.
Methode: Die Studie wurde anhand des Proctor Framework zu Implementation Outcomes geleitet, um die Angemessenheit, Machbarkeit, Umsetzungstreue sowie die Durchdringung der Maßnahmen zu bewerten. In einem konvergenten mixed-methods Design wurden empirische Daten auf vier Normal- und sechs Intensivstationen (n=10) an zwei deutschen Universitätskliniken erhoben. Zur Erfassung der Durchdringung wurde eine Online-Mitarbeitendenbefragung durchgeführt und deskriptiv analysiert. Die Erhebung der weiteren Outcomes erfolgte mittels leitfadengestützter, multiprofessioneller Fokusgruppen (n=10) mit Mitarbeitenden. Die Transkripte der Audioaufzeichnungen wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen n=122 Mitarbeitende an der Online-Befragung teil. 41,8% (n=51) der Befragten war bekannt, dass auf ihrer Station Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung in der Sterbephase eingeführt wurden. Davon gaben 66,7% (n=34) an, dass diese entsprechenden Maßnahmen auf ihrer Station bereits umgesetzt werden. Die Auswertung der zehn Fokusgruppen (n=51 Teilnehmende) ergab, dass es auf neun von zehn Stationen gelang, mindestens eine Maßnahme erfolgreich zu implementieren. Der Großteil der Maßnahmen wurde als angemessen und passend für den jeweiligen Stationskontext bewertet. Allerdings wurden viele Maßnahmen zum Zeitpunkt der Fokusgruppe noch nicht routinemäßig angewendet. Als zentraler Grund hierfür wurde das Fehlen einer definierten Verantwortlichkeit für die Umsetzung auf Station identifiziert. Zudem erschwerten teilweise fehlende Strukturen, an die die Maßnahmen angegliedert werden konnten, den Transfer aus der Arbeitsgruppe in den Stationsalltag. Beispielsweise mussten für die Umsetzung einer multiprofessionellen Fallbesprechung räumliche und zeitliche Kapazitäten geschaffen werden. Je nach Maßnahmentyp wurden weitere Einflussfaktoren festgestellt. So hing z.B. die Durchführbarkeit von Schulungen stark von der Besetzung des Stellenplans ab, während die Einbindung der Seelsorgenden maßgeblich von deren Präsenz auf Station beeinflusst wurde. Zudem zeigte sich, dass die Arbeitsgruppentreffen als eigenständige Maßnahme verstanden werden können, die einen geschützten Raum zur Reflektion der Ist-Situation und ihrer Optimierung boten.
Implikation für die Praxis: Eine multiprofessionelle Arbeitsgruppe als partizipativer Bottom-up-Ansatz ermöglicht die Anpassung von Maßnahmen entsprechend der individuellen Bedürfnisse und der Rahmenbedingungen einer Krankenhausstation. Für den routinemäßigen Einsatz der Maßnahmen im Stationsalltag braucht es einer verantwortlichen Person, die die Umsetzung nachhaltig unterstützt.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Sterben im Krankenhaus – Optimierung der Versorgung in der Sterbephase (StiK-OV); Fördernummer: 01VSF19033