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Übersetzung, Adaptation und psychometrische Prüfung der Abortion Attitude Scale zur Evaluation von Einstellungen zu Schwangerschaftsabbrüchen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 100.000 Schwangerschaftsabbrüche (SABs) durchgeführt. Zwischen 2003 und 2021 hat sich die Zahl an Praxen und Kliniken, die SABs anbieten, von 2.050 auf 1.092 reduziert. Unbeabsichtigt Schwangere mit dem Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch (SAB) sind neben einem erschwerten Zugang zur Versorgung mit gesetzlichen Regelungen und Stigmatisierung konfrontiert. In Deutschland wird die medizinische und psychosoziale Versorgungssituation unter anderem im Rahmen der CarePreg Studie erstmals erforscht. Das Wissen über Einstellungen von (angehenden) Ärzt:innen ist dabei ein wichtiger Einflussfaktor, der einen Einfluss auf die Versorgungslage hat. Um diese Einstellungen zu messen und zu verstehen, sind psychometrisch geprüfte Fragebögen notwendig. Der Fragebogen Abortion Attitude Scale (AAS) erhebt Einstellungen gegenüber SABs. Der Fragebogen ist bisher nicht im deutschsprachigen Raum verfügbar.
Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist die Übersetzung und Adaptation sowie die psychometrische Testung des Fragebogens ASS.
Methode: Der Fragebogen wurde anhand des TRAPD Protokolls (Translation, Review, Adjudication, Pretesting, Documentation) ins Deutsche übersetzt und kulturell adaptiert. Die Verständlichkeit der Übersetzungen wurde mittels kognitiver Interviews mit Medizinstudierenden (n=10) getestet und der Fragebogen anschließend entsprechend angepasst. Die psychometrische Prüfung der AAS (Faktorenstruktur, Reliabilität, Validität und Akzeptanz) erfolgt anhand eines Datensatzes einer Querschnitts-Online-Befragung zur Evaluation von Einstellungen von Medizinstudierenden zu SABs und Einflussfaktoren auf die Einstellungen.
Ergebnisse: Die deutsche Übersetzung der AAS war erfolgreich. Der Fragebogen wurde an die in Deutschland aktuell bestehenden rechtlichen Regelungen angepasst und kulturell adaptiert. Es wurden Fragebogendaten von 233 Medizinstudierenden eingeschlossen. Diese zeigten eine hohe Variabilität hinsichtlich Alter und Semesterzahl. Die psychometrische Analyse der AAS ist aktuell noch ausstehend, Ergebnisse werden auf dem Kongress berichtet.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Um einen leichten Zugang zu SABs und damit eine qualitativ hochwertige Versorgung zu ermöglichen, ist eine Verringerung von Barrieren für die Beteiligung von Ärzt:innen an der Versorgung essenziell. Um Einflussfaktoren auf die Bereitschaft von (angehenden) Ärzt:innen zur Beteiligung an der Versorgung zu evaluieren, ist es notwendig, deren Einstellungen gegenüber SABs zu erheben. Diese Studie stellt erstmals eine deutsche Version der AAS zur Verfügung. Dieses Instrument kann auch zur Evaluation von Einstellungen zum SAB in anderen Kontexten genutzt werden kann. Sollte sich die AAS als reliabel und valide erweisen, könnte sie zukünftig die Evaluation von Einstellungen zum SAB in deutschsprachigen Ländern deutlich erleichtern und verbessern. Auf Basis der Ergebnisse können gezielte Maßnahmen zur Reduktion von Barrieren zur Beteiligung an der Versorgung abgeleitet werden. Diese könnten die zukünftige Beteiligung Medizinstudierender an der Versorgung erhöhen und die Versorgungssituation für unbeabsichtigt Schwangere verbessern.