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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Geriatrische Versorgung in einer Großstadt- Eine Wirkungsanalyse anhand des Barthel-Index

Meeting Abstract

  • André Klima - Landeshauptstadt München, Gesundheitsreferat, München, Deutschland
  • Jens Trögner - Ärztliche Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Geriatrie in Bayern (AFGiB e.V.), Deutschland
  • Thomas Tümena - Ärztliche Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Geriatrie in Bayern (AFGiB e.V.), Deutschland
  • Susann Schmidt - Landeshauptstadt München, Gesundheitsreferat, München, Deutschland
  • Viola Koncz - Landeshauptstadt München, Gesundheitsreferat, München, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf385

doi: 10.3205/24dkvf385, urn:nbn:de:0183-24dkvf3857

Published: September 10, 2024

© 2024 Klima et al.
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Text

Hintergrund: Die geriatrische Versorgung trägt dazu bei, Alltagsfähigkeiten älterer Menschen zu erhalten bzw. wiederherzustellen und Pflegebedürftigkeit möglichst lange zu vermeiden. Die medizinischen Angebote der geriatrischen Tageskliniken, der stationären Akutgeriatrien/ Frührehabilitation sowie der stationären geriatrischen Rehabilitationen sind ein wesentlicher Bestandteil der Versorgungsangebote für hochaltrige, multimorbide Menschen.

In der Geriatrie in Bayern-Datenbank (GiB-DAT) werden von den teilnehmenden Kliniken Informationen zu geriatrischen Behandlungsfällen gesammelt. Der bei Aufnahme und Entlassung erhobene Barthel-Index (BI, 0-100 Punkte) dient, neben dem Mini Mental Status (MMST) der Geriatrischen Depressionsskala (GDS) sowie dem Timed Up and Go Test, der systematischen Zustandsbeschreibung einer*s Patient*in. Für diese Analyse liegen Daten für eine Großstadt, Zeitraum 2019 bis 2021, vor.

Zielsetzung: Ziel der Auswertung ist eine Beschreibung der Veränderung der Alltagsfunktionen geriatrischer Patient*innen in den Versorgungsbereichen geriatrische Tagesklinik, stationäre Akutgeriatrie sowie stationäre Rehabilitation. Es werden der BI bei Aufnahme und Entlassung berücksichtigt. Die Analyse soll die Wirksamkeit der drei geriatrischen Versorgungssettings aufzeigen sowie zu einer besseren Beschreibung der geriatrischen Versorgungslage in einer Großstadt beitragen.

Methode: Es handelt sich um eine Sekundärdatenanalyse der anonymisierten Informationen der Behandlungsfälle (8.739) aus der GiB-DAT. Es ist eine Vollerhebung aller gemeldeten Fälle der teilnehmenden Kliniken. Zur Modellierung der Verbesserung wird ein generalisiertes additives Quasibinomialmodell verwendet. Zielgröße ist der Anteil der erreichten Punkte beim BI bei Entlassung, Einflussgrößen sind neben dem BI bei Aufnahme Geschlecht, Alter, Behandlungsart, GDS und MMST.

Ergebnisse: Bei 90,7% der Behandlungsfälle wurden die BI-Werte bei Aufnahme und Entlassung dokumentiert. Es zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Alltagsfunktionen bei Entlassung aus der stationären geriatrischen Rehabilitation im Durchschnitt um 26 Punkte, gefolgt von der stationären Akutgeriatrie/Frührehabilitation mit im Durchschnitt um 15 Punkte. Lediglich bei der Entlassung aus der akutgeriatrischen Tagesklinik ist durchschnittlich keine wesentliche Veränderung beim BI erkennbar. Die BI-Werte bei Aufnahme als auch Entlassung blieben über die drei Jahre in den Versorgungssettings weitgehend stabil, lediglich 2021 zeigte sich eine Verschlechterung des BI bei der Aufnahme in die stationäre Akutgeriatrie- der Barthel-Index sank durchschnittlich auf unter 30 (weitgehend pflegeabhängig). Im Modell zeigt sich, dass GDS und MMST mit der Veränderung des BI assoziiert sind.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Es konnte aufgezeigt werden, dass die geriatrischen Versorgungsangebote zu einer Verbesserung bzw. Wiederherstellung der Alltagsfunktionen hochaltriger Menschen beitragen.

Der BI muss bei einem Rehabilitationsantrag angegeben werden. Personen mit einem BI unter 30 (weitgehend pflegebedürftig) werden nicht in die stationäre Rehabilitation aufgenommen. Die stationäre Akutgeriatrie erhält damit eine große Bedeutung bei der Verhinderung bzw. Verlangsamung des Eintritts der Pflegebedürftigkeit.