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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Hybride Rehabilitation in der Psychosomatik: Zwischenergebnisse einer qualitativen Befragung zur Umsetzung und Akzeptanz einer digital begleiteten Brücken-Woche

Meeting Abstract

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  • Jana Langbrandtner - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Ruth Deck - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf381

doi: 10.3205/24dkvf381, urn:nbn:de:0183-24dkvf3810

Published: September 10, 2024

© 2024 Langbrandtner et al.
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Hintergrund und Zielsetzung: Digitale Versorgungskonzepte bieten nicht nur im Fall von Pandemien eine Alternative, um die rehabilitative Versorgung sicherzustellen, sondern könnten auch dazu beitragen, psychotherapeutische Versorgungsdefizite aufzufangen und die Versorgung bedarfsgerechter und effektiver zu gestalten. Bislang liegen keine Daten zum Einsatz hybrider Versorgungskonzepte in der psychosomatischen Reha vor. Aus diesem Grund wurde in einer Reha-Einrichtung mit psychosomatischer Fachabteilung eine hybride Reha implementiert, die anstelle der herkömmlichen 5 Wochen einen 4-wöchigen stationären Reha-Aufenthalt mit einer anschließenden digitalen Reha-Woche (Brücken-Woche) im häuslichen Setting vorsieht. Im Rahmen der Studie „Hybrid-Reha“ werden u.a. die Machbarkeit des hybriden Reha-Konzeptes überprüft. Außerdem werden Förderfaktoren und Barrieren einer Teilnahme sowie die Akzeptanz und Zufriedenheit mit einer psychosomatischen Hybrid-Reha untersucht.

Methode: In einer explorativen Mixed-Methods-Studie wurden leitfadengestützte Längsschnittinterviews zu zwei Messzeitpunkten (vor und nach der Brücken-Woche) mit 12 Hybrid-Rehabilitand*innen aus der Psychosomatik durchgeführt. Der vorliegende Beitrag stellt erste qualitative Ergebnisse vor. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: 8 Frauen und 4 Männer im Alter von Ø 49 Jahren (Range 27–60) mit leichter bis schwerer psychischer Beeinträchtigung nahmen an den Interviews teil. Als förderliche Faktoren für die Teilnahme an einer hybriden Reha-Maßnahme wurden ein unterstützendes soziales Umfeld mit genügend Freiraum bzw. Rückzugsmöglichkeiten, digitale Kompetenzen sowie eine solide digitale Infrastruktur benannt. Anreize für die Teilnahme am Konzept sahen die Befragten u.a. in der frühzeitigen Rückkehr ins häusliche Umfeld, im therapeutisch begleiteten Wiedereinstieg in den Alltag, in der Flexibilität der Umsetzung der digitalen Angebote und der besseren Übertragbarkeit des Erlernten in den Alltag. Bedenken wurden hinsichtlich der Gleichwertigkeit der Maßnahme (herkömmliche Reha vs. Hybrid-Reha), der Vereinbarkeit mit alltäglichen Verpflichtungen und der technischen Umsetzung geäußert.

Die Struktur der digitalen Brücken-Woche mit Live-Einzel- und Gruppensitzungen sowie Eigenübungen (on Demand) wurde überwiegend als praktikabel bewertet. Vor allem die zeitliche Flexibilität in der Umsetzung der Eigenübungen kamen einem Großteil der Befragten bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Verpflichtungen entgegen. Der begleitete Übergang von der Brücken-Woche in den (Arbeits-)Alltag wurde als hilfreich und sinnvoll erachtet. Technikschwierigkeiten wurden bei der Umsetzung der Live-Sitzungen als größte Herausforderung erlebt.

Die Hybrid-Reha stieß unter den Befragten auf hohe Akzeptanz und wurde mehrheitlich positiv bewertet: Neun Befragte würden erneut an einer Hybrid-Reha teilnehmen, zwei würden eine erneute Teilnahme von der persönlichen Situation abhängig machen.

Implikation für die Versorgung: Die qualitativen Ergebnisse belegen erste positive Erfahrungen und weisen auf eine hohe Akzeptanz hin. Ermittelte Förderfaktoren und Barrieren können bei der Weiterentwicklung hybrider Konzepte berücksichtigt werden, um die Umsetzung bedarfsgerechter zu gestaltet. Ob durch die Realisierung hybrider Reha-Konzepte die Verstetigung von Reha-Effekten besser gelingt, ist zu evaluieren.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Psychosomatische Hybrid-Reha; Fördernummer: 8011-106-31/31.140