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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Erfahrungen zu trägerübergreifenden Fallkonferenzen in der Rehabilitation am Beispiel vom rehapro Projekt Wabe-Net

Meeting Abstract

  • Lukas M. Horstmeier - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung Uniklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Cosima Nuszbaum - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung Uniklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Vanessa Bernhard - Deutsche Rentenversicherung Saarland, Saarbrücken, Deutschland
  • Karoline Hölscher - Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer, Deutschland
  • Danielle Konz - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung Uniklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Luisa Mertiny - Deutsche Rentenversicherung Saarland, Saarbrücken, Deutschland
  • Franziska Praznovszky - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung Uniklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Rebekka Schlemmermeyer-Schönfeld - Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitionsforschung Uniklinik Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf380

doi: 10.3205/24dkvf380, urn:nbn:de:0183-24dkvf3800

Published: September 10, 2024

© 2024 Horstmeier et al.
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Text

Hintergrund: Die Kooperation zwischen verschiedenen Versorgungssektoren ist für die Qualität der Gesundheitsversorgung von hoher Bedeutung. Die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Deutschen Rentenversicherungen (DRVen), Jobcentern (JC) und Agenturen für Arbeit (AA) hat das Potential, die Versorgungsqualität von Rehabilitand*innen im Bereich der Bedarfsorientierung und Leistungserbringung zu verbessern. Das Teilhabestärkungsgesetz (THSG) von 2022 sieht eine solche rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit in Form von Fallkonferenzen für Arbeitssuchende mit gesundheitsbezogenen Vermittlungshemmnissen als Neuerung vor.

Fragestellung und Zielsetzung: Bereits vor Einführung des THSG befasste sich das rehapro Projekt Wabe-Net mit rechtskreisübergreifenden Fallkonferenzen als ein Instrument zur Kooperationsverbesserung. Im Rahmen des Projekts wurde explorativ erforscht, inwieweit Fallkonferenzen die Versorgungsqualität in Bezug auf Informationsaustausch, trägerübergreifende Zusammenarbeit und Betreuungsqualität verbessern können.

Methode: Drei Teilstudien wurden zwischen 2022 und 2023 durchgeführt: Eine leitfadengestützte Interviewstudie, in welcher n=11 Rehafachberater*innen der DRVen und Integrationsfachkräfte der JC/AA aus Saarland und Rheinland-Pfalz befragt wurden. Eine Beobachtungsstudie von n=5 Fallkonferenzen und eine Fragebogenerhebung unter den am Projekt beteiligten Mitarbeitenden der DRVen und JC/AA (n=296), welche jeweils im Anschluss an eine Fallkonferenz ausgefüllt wurden. Die Interviewtranskripte und Beobachtungsprotokolle wurden mittels Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Die deskriptive Auswertung der Fragebögen erfolgte mittels SPSS.

Ergebnisse: Unter den Interview-Teilnehmenden war Konsens, dass die Fallkonferenzen das Betreuungsniveau verbessern. Hauptgrund hierfür war, dass beide Institutionen über sehr unterschiedliche Wissensstände verfügen. Durch den Informationsaustausch resultierten Änderungen in Reintegrationsplänen im Sinn der Versicherten. Bedenken bezüglich Aufwand und technischer Umsetzung bestanden nur zu Beginn des Projektes. Herausgearbeitete Erfolgsfaktoren für eine gelungene Fallkonferenz waren hierbei: eine klare Struktur, geklärte Verantwortlichkeiten sowie Stabilität der persönlichen Ansprechpartner*innen. Die Zufriedenheitswerte mit den Fallkonferenzen waren in der Fragebogenerhebung durchgehend positiv (38.5% sehr gut, 59.5% gut).

Diskussion: In allen Studien wurden ähnliche, positive Auswirkungen der rechtskreisübergreifenden Fallkonferenzen auf die Versorgungsqualität beobachtet. Inhaltlich lässt sich über den Informationsaustausch die Betreuungsqualität verbessern. Strukturell wichtig hierfür waren Austauschstruktur, Verantwortlichkeiten und Stabilität in der Kooperation. Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die im Projekt Wabe-Net gesammelten Erfahrungen können für die aktuelle Umsetzung des THSG hilfreich sein. Hierfür sollten die herausgearbeiteten strukturellen Erfolgsfaktoren Berücksichtigung finden. Modellprojekte zur Verbesserung der Kooperation zwischen verschiedenen Versorgungssektoren/Rechtskreisen (z.B. mittels Fallkonferenzen) können nützlich sein, um Schnittstellenprobleme zu mindern.

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Wabe-Net – Überwindung der Arbeitslosigkeit durch vernetzte Bedarfsermittlung und Leistungserbringung – Ein kooperatives Verbundprojekt in Rheinland-Pfalz und im Saarland; Fördernummer: 661S001FR