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Benchmarking von Reha-Einrichtungen hinsichtlich ihrer Ergebnisqualität mittels Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) bei der Rehabilitation des Schlaganfalls – Ergebnisse aus einem Pilotprojekt mit 17 Reha-Fachabteilungen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Pilotstudien in der orthopädischen, psychosomatischen und onkologischen Rehabilitation (Qualitätskliniken.de, 2020–2022) zeigen die Möglichkeiten und Bedeutsamkeit auf, die Ergebnisqualität einer Rehabilitationsbehandlung mittels Patient Reported Outcome Measures (PROMs) durch prä-post-Erhebungen zu erfassen und die Ergebnisse zwischen Einrichtungen zu vergleichen.
Zielsetzung: In der neurologischen Rehabilitation des Schlaganfalls wurde eine weitere Pilotstudie durchgeführt, um den Rehaerfolg mit der 10-Item PROMIS Scale v1.2 – Global Health (PROMIS-10) als Maß der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQoL) in den Dimensionen Physical Health (PH) und Mental Health (MH) zu messen und die Möglichkeiten eines risikoadjustierten Einrichtungsvergleichs zu analysieren.
Methode: Die Befragung erfolgte als Beobachtungsstudie in 17 Reha-Einrichtungen bei konsekutiv eingeschlossenen AHB-Patient:innen der Phase D mit der Diagnose Schlaganfall. Befragt wurde zur Aufnahme in der Klinik sowie zur Katamnese 3 Monate nach der Aufnahme. Erhoben wurden PROMIS-10 sowie soziodemografische und medizinische Daten. Beobachtete und risikoadjustierte Outcomes in den PROMs werden durch die Effektstärke (ES) Cohen’s dz mit 95%-Konfidenzintervall beschrieben. Zum Benchmarking der Einrichtungen wurden risikoadjustierte Outcomes mittels linearer Regression der Gesamtstichprobe bestimmt. A posteriori wurden Deckeneffekte in den Einrichtungen analysiert, ES für drei Gruppen von Patient:innen mit unterschiedlicher HRQoL zur Aufnahme verglichen und das Benchmarking stratifiziert nach Belastungsgruppen readjustiert.
Ergebnisse: Insgesamt konnten n = 1.166 Datensätze analysiert werden. Der Range analysierter Fälle pro Einrichtung liegt zwischen n = 24 und n = 155. Die Patient:innen der Gesamtstichprobe sind zu 41.8% weiblich und im Mittel 65.0 Jahre alt. Die durchschnittlichen ES der beobachteten Outcomes im PROMIS-10 in der Gesamtstichprobe betragen dz=0.11 (PH) bzw. dz=0.05 (MH). Der Range der ES über die Einrichtungen beträgt dz(min) = -0.28 bis dz(max) = 0.43(PH) bzw. dz(min) = -0.25 bis dz(max) = 0.38 (MH). Der Anteil von Patient:innen mit hoher HRQoL zum Aufnahmezeitpunkt (dz = -0.47 (PH); dz = -0.39 (MH)) variiert zwischen den Einrichtungen von 18% bis 44% (PH) bzw. 35% bis 70% (MH) und bei niedriger HRQoL (dz = 0.56 (PH); dz = 0.67 (MH)) von 18% bis 55% (PH) bzw. 8% bis 41% (MH). Nach stratifizierter Risikoadjustierung nach Belastungsgruppe ändern sich die Rangplätze des Benchmarkings für fast alle Einrichtungen.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Es zeigen sich über die Einrichtungen verteilt heterogene, teils sehr hohe Deckeneffekte durch Patient:innen mit hoher HRQoL zum Aufnahmezeitpunkt, die auch durch Selektions- oder Zuweisungseffekte bedingt sein können, wodurch das durchschnittliche beobachtete Outcome im PROMIS-10 sehr niedrig ausfällt. Es besteht kein streng linearer Zusammenhang der HRQoL zwischen Aufnahme- und Katamnesezeitpunkt in der Gesamtstichprobe, aber durch eine nach Belastungsgruppe stratifizierte Risikoadjustierung wird ein Einrichtungsvergleich möglich. Bei teils niedrigen Fallzahlen könnte der Erhebungszeitraum ausgedehnt und auch zur Entlassung befragt werden, und es könnten spezifischere PROMs eingesetzt werden, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.