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Evaluation eines Ü45-Check zur Identifikation von Rehabilitations- und Präventionsbedarf in der hausärztlichen Versorgung
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Rehabilitations- und Präventionsbedarf wird bislang häufig zu spät identifiziert. Bei etwa der Hälfte der Erwerbsminderungsrentenzugänge erfolgte im Vorfeld keine Rehabilitation. Hausärzt:innen haben die zentrale Rolle für Informationen zur Rehabilitation inne [1]. Jedoch wird in Hausarztpraxen bislang nicht systematisch auf Rehabilitations- und Präventionsbedarf gescreent, zudem besteht teils Unwissenheit über Teilhabeleistungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) und das Antragsverfahren.
Zielsetzung: Ziel der Studie ist die Evaluation des sog. Ü45-Check in der hausärztlichen Versorgung zur Ermittlung von Rehabilitations- und Präventionsbedarf.
Methode: 26 Hausarztpraxen in Berlin und Brandenburg führten den Ü45-Check im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Studie „PReHa45“ durch (DRKS00028303) [2]. 45- bis 59-jährige Patient:innen füllten in einem ersten Schritt das 2-seitige Screening-Tool „Ü45-Screening“ im Wartezimmer aus. Dieses zuvor psychometrisch validierte Instrument erfasst auf 5 Dimensionen Rehabilitations- und Präventionsbedarf. Im Anschluss wurde das Ü45-Screening auf Basis von vorab definierten Schwellenwerten durch das Praxispersonal ausgewertet (Bedarf für medizinische Rehabilitation, Bedarf für DRV-Präventionsleistung, kein Bedarf). In einem zweiten Schritt erfolgte eine Bewertung des Screening-Ergebnisses durch die Arztpraxis auf Basis von ohnehin über die Patient:innen vorliegenden Informationen (z.B. Diagnosen, weitere Beeinträchtigungen, soziale Lage) und ggf. Anpassung der Bedarfsermittlung. Im Falle eines final vorliegenden Rehabilitations- oder Präventionsleistungsbedarf wurden die entsprechenden Informations- und Antragsunterlagen ausgehändigt.
Ergebnisse: 706 Patient:innen wurden in die Analyse eingeschlossen (64,2% Frauen, mittleres Alter 52,1 Jahre (SD 4,3)). Die Prävalenz von Rehabilitationsbedarf laut Ü45-Screening betrug 8,2%, diejenige von Präventionsleistungsbedarf 28,2%. In 83,6% der Fälle folgten die Hausarztpraxen dieser Bewertung, bei 15,2% der Patient:innen wurde ein höherer und bei 1,3% ein niedrigerer Bedarf definiert. Final ergab sich eine Prävalenz von 17,7% für Rehabilitationsbedarf und von 26,3% für Präventionsleistungsbedarf.
Diskussion und Implikationen: Insgesamt 44,1% der teilnehmenden Hausarzt-Patient:innen wiesen einen Rehabilitations- oder Präventionsleistungsbedarf auf. In gut vier Fünftel der Fälle folgten Hausärzt:innen der Empfehlung des Ü45-Screenings. Bei Abweichungen wurde insbesondere ein höherer Bedarf gesehen.
Der Ü45-Check kann Hausärzt:innen dabei unterstützen, Rehabilitations- und Präventionsleistungsbedarf bei ihren Patient:innen strukturiert und frühzeitiger als bislang zu erkennen und bei Bedarf eine Antragstellung von DRV-Teilhabeleistungen einzuleiten.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: Einsatz eines Ü45-Screenings zur Erfassung von Präventions- und Rehabilitationsbedarf in der hausärztlichen Versorgung – eine Machbarkeits- und Wirksamkeitsstudie (PReHa45); Fördernummer: 10-R-40.078.05.07.023
Literatur
- 1.
- Golla A, Saal S, Meyer G, Frese T, Mikolajczyk R, Richter M, Schildmann J, Steckelberg A, Mau W. Verständnis und Bedürfnis medizinischer Rehabilitation in der Bevölkerung – Ergebnisse einer Online-Befragung. Rehabilitation (Stuttg). 2023 Aug;62(4):197-206. DOI: 10.1055/a-1998-6673
- 2.
- Burchardi JM, Spyra K, Brünger M. Effectiveness of a screening tool to assess prevention and rehabilitation needs of 45 to 59 years old in primary care - study protocol of a pragmatic randomized controlled trial (PReHa45). BMC Health Serv Res. 2023 Apr 20;23(1):382. DOI: 10.1186/s12913-023-09392-w