Article
Akademisierung des Hebammenberufs zur Stärkung der geburtshilflichen Versorgung – Ist-Stands-Analyse der Grundlagen kompetenzorientierter Bachelorstudiengänge
Search Medline for
Authors
Published: | September 10, 2024 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Die Vollakademisierung des Hebammenberufs stellt eine wichtige Reform für die Sicherstellung einer frauzentrierten Versorgung durch Hebammen dar. Hochschulen stehen vor der Herausforderung, die Kompetenzorientierung integriert unter Berücksichtigung des internationalen Handlungskompetenzprofils (HK) von Hebammen (ICM, [1]) sowie rechtlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen (z.B. Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR), Hebammenstudienprüfungsverordnung (HebStPrV)) in konkrete Lehr- und Lerninhalte zu überführen. Unterschiedliche theoretische Auslegungen des Kompetenzbegriffs, sowie Interpretationsspielräume aufgrund der offen formulierten gesetzlichen Ausbildungsziele, erschweren hochschuldidaktische Aktivitäten bzgl. Festlegung modulspezifischer Kompetenzziele. Es ist aktuell unklar, wie Hochschulen diese Anforderungen bewältigen bzw. welche theoretische Basis den Curricula zugrunde gelegt wird.
Zielsetzung: IST-Stand-Analyse zu konzeptionellen Grundlagen und theoretischen Modellen kompetenzorientierter Curricula von Bachelorstudiengängen der Hebammenwissenschaft in Deutschland.
Methode: Von 08–11/2023 fand eine Querschnittserhebung von Bachelorstudiengängen der Hebammenwissenschaft statt. Die theoretischen und konzeptionellen Grundlagen wurden mittels 8 Items per Onlinefragebogen erhoben. 20 Studiengangsleitungen der 47 Bachelorstudiengänge der Hebammenwissenschaft nahmen teil. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Die Kombination der Bildungsziele des DQR und der HebStPrV stellen die normative Grundlage für die Studiengangkonzeptionen dar. In 70% der Fälle wird diese durch die ICM-Definition erweitert. Alle teilnehmenden Studiengänge greifen auf theoretische Kompetenzmodelle zurück, um die generischen Qualifikationsprofile in konkrete Kompetenzziele zu übersetzen. Die Mehrheit verwendet kognitionstheoretische Kompetenzmodelle: Kompetenzprofil nach Pehlke-Milde [2] (5-dimensionale HK) = 55%; CanMEDS-Modell (27 Schlüsselkompetenzen, 7 professionelle Rollen = 30%); Ca. ein Drittel der Studiengänge entwickelt ein eigenes Kompetenzmodell; Weniger häufig werden handlungstheoretische Modelle (Kompetenzmodell nach Roth (3-dimensionale HK) = 10%) genutzt.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Trotz ähnlicher konzeptioneller Grundlagen unterscheiden sich die grundlegenden Kompetenzverständnisse und -strukturen der HK zwischen den Studienstandorten. Kompetenzmodelle sind relevant, um den Kompetenzerwerb akademischer Hebammen während des Studienverlaufs evaluieren und die Studienqualität insgesamt sicherstellen zu können. Es bedarf verstärkt einer Prüfung der verwendeten Modelle mittels Methoden der Kompetenstruktur- und niveaumodellierung und eine Evaluation der Passgenauigkeit der Modelle unter Berücksichtigung von Rahmenbedingungen sowie der Prüfungsorganisation.
Literatur
- 1.
- International Confederation of Midwives (ICM). Essential Competencies for Midwifery Practice – 2018 Update. 2018.
- 2.
- Kranz A, Schulz AA, Wirtz MA, Plappert C, Abele H, Graf J. Assessment of the relevance of midwifery competencies in academic education in Germany from the midwives' perspective: A structural analysis of cross-sectional survey data. Eur J Midwifery. 2023 Sep 1;7:22. DOI: 10.18332/ejm/169658