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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Evidenzsynthesen in der Versorgungsforschung – Scoping Review anhand der Deutschen Kongresse für Versorgungsforschung 2018–2022

Meeting Abstract

  • Stefanie Deckert - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Deutschland
  • Angélique Herrler - Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutschland
  • Ralph Möhler - Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, Centre for Health and Society, Medizinische Fakultät und Universitätsklinik Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutschland
  • Florian Fischer - Bayerisches Zentrum Pflege Digital, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten, Deutschland
  • Tim Mathes - Institut für Medizinische Statistik, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
  • Dawid Pieper - Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg und Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Brandenburg, Deutschland
  • für die AG „evidenzsynthesen“ Im Deutschen Netzwerk Versorgungsforschung

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf345

doi: 10.3205/24dkvf345, urn:nbn:de:0183-24dkvf3450

Published: September 10, 2024

© 2024 Deckert et al.
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Hintergrund: Evidenzsynthesen (ES) werden erstellt, um den aktuellen Forschungsstand zu einem bestimmten Thema zusammenzufassen. Bislang liegt jedoch noch keine Status-quo-Erhebung über den Umfang und Themenschwerpunkte von ES im Bereich der Versorgungsforschung in Deutschland vor.

Zielsetzung: Das Ziel des Vorhabens ist es, den Status quo über ES, die beim Deutschen Kongress für Versorgungsforschung (DKVF) präsentiert wurden, zu beschreiben.

Methode: Es wurde ein Scoping Review durchgeführt, Datengrundlage waren alle DKVF-Abstracts der Jahre 2018–2022. Mit Hilfe der automatischen Suchfunktion wurden relevante Abstracts über das German Medical Science-Portal mittels folgender Begriffe in allen Textfeldern identifiziert: „review“, „Übersichtsarbeit“ „synthes*“ und „systematisch“. Eingeschlossen wurden sämtliche Typen von ES (wie Systematische, Umbrella und Scoping Reviews). Primärstudien und nicht-systematische Literaturübersichten wurden ausgeschlossen. Alle Treffer wurden durch eine Person gesichtet. Alle ausgeschlossenen Abstracts wurden durch eine zweite Person verifiziert. Basierend auf den relevanten Abstracts wurden die folgenden Inhalte in einer standardisierten Excel-Tabelle durch eine Person extrahiert: Themenschwerpunkt (induktive Kategorienbildung), Publikationstyp (Protokoll, Originalartikel), Art der Evidenzsynthese (laut Autor:innen der Abstracts), Umsetzung einer Risk of Bias-Bewertung, Finanzierung und Publikationsstatus (für die Jahre 2018–2020).

Ergebnisse: Die Recherche nach ES ergab 282 Beiträge, wovon 187 (66%) in die Status- quo-Erhebung eingeschlossen wurden. Bezogen auf alle DKVF-Beiträge der betrachteten Jahresscheiben machten ES einen Anteil von 6% (2022) bis 11% (2021) aus. Im zeitlichen Verlauf ist die Anzahl der eingeschlossenen ES vergleichsweise konstant (29 bis 35 Beiträge pro Jahr), wobei das Jahr 2021 mit insgesamt 56 Beiträgen eine Ausnahme darstellt. Die drei häufigsten Themenschwerpunkte umfassen Therapiewirksamkeit (13%), Messmethoden (11%) und Versorgungs-/Interventionskonzepte (10%). Bei 13% (n=24) der Beiträge handelt es sich um Protokolle. Anteilig wurden am häufigsten Systematische Reviews präsentiert (n=69; 37%), wovon 33 (48%) eine Risk of Bias-Bewertung enthielten, gefolgt von Scoping Reviews (n=48; 26%) und systematischen Literaturrecherchen (n=26; 14%). Angaben zur Finanzierung enthielten 37 (20%) Abstracts. Bezogen auf alle Beiträge der Jahre 2018-2022 (n=100) konnte für 66% eine Volltextpublikation identifiziert werden. Vielfach fehlten wichtige Angaben, etwa die eindeutige Benennung eines Review-Typs, der durchsuchten Datenbanken oder der konkreten Analyse- bzw. Synthesemethode.

Implikationen für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Status-quo-Erhebung zeigt auf, dass bisher vor allem Systematische und Scoping Reviews auf dem DKVF präsentiert werden, im Unterschied zu neueren Review-Typen wie Realist Reviews. Zudem ist die Informationsdarstellung in vielen Abstracts unzureichend, um ihre Qualität bzw. die Qualität der ES gut einschätzen zu können. Neben einer verstärkten Aufmerksamkeit für verschiedene ES im Zuge der DKVF-Ankündigungen sollte die Methodenvermittlung zu ES allgemein aber auch zu spezifischen Themen bspw. über Fort- und Weiterbildungsangebote intensiviert werden. Hierfür kann eine Bedarfsabfrage unter den Mitgliedern des DNVF hilfreich sein.