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Wirksamkeit von Motivational Interviewing auf die medikamentöse Adhärenz zur Rezidivprophylaxe eines erneuten Schlaganfalls oder einer transitorischen ischämischen Attacke: Systematische Übersichtsarbeit von randomisierten kontrollierten Studien
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Das Risiko für einen rezidivierenden Schlaganfall oder eine transitorisch ischämische Attacke (TIA) ist hoch und geht mit erheblichen gesundheitlichen sowie ökonomischen Belastungen einher. Dabei weisen Personen nach einem Schlaganfall oft eine geringe Adhärenz bezüglich ihrer verordneten Medikation zur Vorbeugung eines Rezidivs auf, welche durch das Motivational Interviewing (MI) erhöht werden könnte. Hierzu stellt das MI einen kooperativen Gesprächsstil dar, um durch die Stärkung der eigenen Motivation und des Engagements eine Ambivalenz in Richtung der Verhaltensänderung aufzulösen.
Zielsetzung: Diese systematische Übersichtsarbeit untersucht die Wirksamkeit von MI auf die medikamentöse Adhärenz zur Rezidivprophylaxe von erneuten Schlaganfällen und TIAs.
Methode: Eine Suche in MEDLINE (via PubMed), CINAHL, PsycINFO, CENTRAL und ClinicalTrials.gov erfolgte von deren Einführung bis zum 12. Juni 2023. Randomisierte kontrollierte Studien, welche die Effekte von MI im Vergleich zur Standardtherapie oder Interventionen ohne MI unabhängig von der Art des Schlaganfalls der Betroffenen untersuchten, wurden eingeschlossen und deskriptiv zusammengefasst. Primärer Endpunkt war die Adhärenz der präventiven Medikation. Sekundäre Endpunkte waren die Lebensqualität (LQ) und verschiedene klinische Endpunkte. Das Risiko für Bias wurde mittels des aktualisierten Cochrane Risk-of-Bias Tools bewertet.
Ergebnisse: Wir sichteten 691 Dokumente auf ihre Eignung und schlossen 4 Studien in 5 publizierten Artikeln ein. Diese umfassten 2751 Teilnehmende und drei Studien waren multizentrisch. Zwischen den Studien unterschieden sich die MI Interventionen stark und variierten in ihrer Komplexität. Drei Studien hatten ein hohes Risiko für Bias. Zwei Studien berichteten eine signifikante Verbesserung der medikamentösen Adhärenz, eine nach neun (96,9% vs. 88,2%; relatives Risiko: 1,098, 95% KI 1,03 bis 1,17) und eine nach 12 Monaten (97,0% vs. 95,0%; p=0,026), jedoch nicht zu anderen Zeitpunkten, während zwei andere Studien keine signifikanten Unterschiede feststellten. Keine signifikanten Veränderungen wurden für die LQ oder die klinischen Endpunkte gefunden.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Evidenz zum MI scheint nicht eindeutig hinsichtlich der Verbesserung der medikamentösen Adhärenz zur Vorbeugung von rezidivierenden Schlaganfällen sowie TIAs und hat keinen Einfluss auf die LQ oder klinische Endpunkte. Es sind hochwertige Studien notwendig und zudem Programmtheorien sowie Prozessevaluationen, um das MI als komplexe Intervention bei Personen nach einem Schlaganfall umfassend zu verstehen.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung/Nachwuchs; Projektname: StrokeCompass; Fördernummer: 01GY2107