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Unterstützung des Schulpersonals und Verbesserung der Unterrichtssituation durch den Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an Grundschulen in Rheinland-Pfalz: Ergebnisse der Mixed-Methods PrimSN Studie
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Trotz des steigenden Bedarfs an medizinisch-pflegerischer Versorgung an Grundschulen (u.a. Inklusion), übernimmt in Deutschland meist das Schulpersonal die Versorgung von Kindern mit Gesundheitsproblemen. Dies geht mit Belastungen für das Personal (u.a. in Notfallsituationen) und reduzierter Unterrichtszeit einher. Schulgesundheitsfachkräfte (SGF) könnten das Schulpersonal entlasten und die Unterrichtszeit erhöhen, indem sie die medizinisch-pflegerische Versorgung übernehmen. Bisher ist jedoch nur wenig zur Entlastung von Schulpersonal und Schulen durch SGF bekannt.
Zielsetzung: Wir untersuchten, ob der Einsatz von SGF an Grundschulen aus Sicht des Schulpersonals zur
- 1.
- Unterstützung im Schulalltag und
- 2.
- Verbesserung der Unterrichtssituation beiträgt.
Methode: Die Ergebnisse werden anhand des MMR-RHS Berichtsstandards dargestellt und basieren auf einem sequenziellen Mixed-Methods Design, mit dem die stufenweise Einführung von SGF an 24 Grundschulen in Rheinland-Pfalz wissenschaftlich begleitet wurde. Wir führten zunächst mit Lehrkräften und Schulleitungen an 6 Schulen semi-strukturierte Interviews zu Veränderungen durch den Einsatz der SGF durch. Auf Basis einer qualitativen Inhaltsanalyse entwickelten wir einschlägige Items, die an 6 bzw. 9 Schulen in die Schulpersonalbefragungen 6 bzw. 12 Monate nach Einführung der SGF aufgenommen wurden. Die Items erfassten
- 1.
- die wahrgenommene Entlastung durch SGF im Schulalltag und die Unterstützung des Schulpersonals bei
- 2.
- der Versorgung von Kindern mit chronischen Erkrankungen,
- 3.
- der Früherkennung gesundheitlicher Probleme,
- 4.
- Entscheidungen in Notfallsituationen und
- 5.
- Elterngesprächen (5-stufige Skala: stimme überhaupt nicht zu – stimme voll und ganz zu).
Zudem wurde die wahrgenommene Beeinträchtigung des Unterrichts durch die Übernahme gesundheitsbezogener Tätigkeiten erhoben (5-stufige Skala: überhaupt nicht – sehr stark). Die Daten wurden deskriptiv analysiert. Unterschiede 6 bzw. 12 Monate nach Einführung der SGF wurden mit Fisher’s Exact Tests untersucht.
Ergebnisse: 64 (Rücklaufquote: 27%) bzw. 81 (23%) Personen nahmen 6 bzw. 12 Monate nach Einführung der SGF an den Befragungen teil. Nach Einführung der SGF berichteten 84% des Schulpersonals von einer deutlichen Entlastung im Schulalltag. Das Schulpersonal wurde 6 bzw. 12 Monate nach Einführung in rund 82% bzw. 88% bei der Versorgung von Kindern mit chronischen Erkrankungen (p = 0.448), in 72% bzw. 90% bei der Früherkennung gesundheitlicher Probleme (p = 0.032), in 98% und 93% bei Entscheidungen in medizinischen Notfallsituationen (p = 0.006) sowie in 57% und 70% bei Elterngesprächen (p = 0.586) unterstützt. Während vor dem Einsatz der SGF 30% der Lehrkräfte durch die Übernahme von Versorgungsleistungen im Unterricht beeinträchtigt waren, lag dieser Anteil 6 bzw. 12 Monate nach Einführung bei 25% bzw. 22%.
Implikation für die Praxis: SGF entlasten das Schulpersonal durch die Übernahme der medizinisch-pflegerischen Versorgung im Schulalltag und können die Unterrichtssituation an Grundschulen verbessern. Besonders häufig unterstützen SGF bei der Versorgung von Kindern mit chronischen Erkrankungen, der Früherkennung gesundheitlicher Probleme und in Notfallsituationen. Zeitabhängige Veränderungen in der wahrgenommenen Unterstützung sollten bei der Einführung von SGF berücksichtigt werden (z.B. reduzierte Unterstützung in Notfallsituationen durch Abwesenheit).
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Fördernummer: 704-0007#2023/0006-0901 9523