gms | German Medical Science

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Versorgungsqualität in der ambulanten Routineversorgung häufiger psychischer und körperlicher Erkrankungen des Kindes- und Jugendalters: Die QualiPäd-Studie

Meeting Abstract

  • Christian Bachmann - Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Ulm, Deutschland
  • Teresa Müller - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Deutschland
  • Claudia Mehl - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Deutschland
  • Monika Heinzel-Gutenbrunner - MH Statistical Consulting, Marburg, Deutschland
  • Max Geraedts - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf319

doi: 10.3205/24dkvf319, urn:nbn:de:0183-24dkvf3195

Published: September 10, 2024

© 2024 Bachmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Der Großteil der ärztlichen Versorgung der rund 13 Millionen Kinder und Jugendlichen in Deutschland erfolgt ambulant, Daten zur Qualität der Versorgung fehlen jedoch bislang.

Zielsetzung: Ziel der Studie war die Untersuchung der Qualität der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen am Beispiel häufiger psychischer und körperlicher Erkrankungen.

Methode: In vertragsärztlichen Praxen der Fachrichtungen Pädiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Allgemeinmedizin in Hessen wurden Patientenakten der Jahre 2018/2019 von Kindern und Jugendlichen mit den Diagnosen Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Depression, Störung des Sozialverhaltens Asthma bronchiale, Neurodermitis, Otitis media sowie Tonsillitis ausgewertet. Für jedes Krankheitsbild wurden anhand der RAND/UCLA-Methode Qualitätsindikatoren (QI) erstellt und in einem zweistufigen Delphi-Verfahren konsentiert. Anschließend wurde die Erfüllung der QI mit der Dokumentation in der Patientenakte abgeglichen.

Ergebnisse: In der Gesamtstichprobe (N=1.683 Patienten, 59.372 überprüfte QI) betrug der Anteil erfüllter QI 55,5%, wobei es deutliche Unterschiede zwischen den Krankheitsbildern gab (range: 30,4% (Asthma bronchiale; 48 QI) – 92,5% (Tonsillitis; 6 QI). Für psychische Störungen betrug der durchschnittliche Anteil erfüllter QI 52,2%, für körperliche Erkrankungen 58,0%.

Nach Fachrichtung betrachtet war bei psychischen Störungen die Versorgungsqualität bei Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie am höchsten, gefolgt von Pädiatern und Allgemeinmedizinern. Bei körperlichen Erkrankungen lag – mit Ausnahme der Tonsillitis – bei Pädiatern eine höhere Versorgungsqualität als bei Allgemeinmedizinern vor. Der Unterschied in der Versorgungsqualität zwischen den Fachrichtungen lag im Schnitt bei etwa 10%.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Im internationalen Vergleich liegt – bei methoden- und gesundheitssystembedingt eingeschränkter Vergleichbarkeit – die ambulante Versorgungsqualität bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland etwas höher als in den USA und auf vergleichbarem Niveau mit Australien. Eine Versorgung durch Spezialisten war mit einer höheren Versorgungsqualität assoziiert, allerdings war der Unterschied der Versorgungsqualität zu weniger spezialisierten Facharztgruppen nur mäßig ausgeprägt. Nebenbefundlich zeigte sich eine inverse Assoziation zwischen der Anzahl der QI und dem Anteil erfüllter QI; dies kann als Hinweis auf Grenzen eines sinnvollen Einsatzes von QI zur Messung der Behandlungsqualität interpretiert werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: QualiPäd; Fördernummer: 01VSF19035