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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Versorgungskontinuität bei pädiatrischen chronischen Erkrankungen verstehen: Ein Scoping Review

Meeting Abstract

  • Aletta Boerkoel - Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Ulrike Stentzel - Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Victoria Weber - Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Samuel Tomczyk - Institut für Psychologie, Greifswald, Deutschland
  • Jan de Laffolie - Abteilung für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Universitätsklinikum Gießen (UKGM), Gießen, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Institut für Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Institut für Psychologie, Greifswald, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf315

doi: 10.3205/24dkvf315, urn:nbn:de:0183-24dkvf3150

Published: September 10, 2024

© 2024 Boerkoel et al.
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Hintergrund: Das Navigieren im Gesundheitssystem ist für viele Kinder und Jugendliche mit chronischen Krankheiten eine komplexe Aufgabe. Ein besseres Verständnis von Barrieren und unterstützenden Faktoren für die Versorgungskontinuität könnte im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin, wo die Betreuung nicht nur medizinische Einrichtungen, sondern z.B. auch Schulen und Sozialdienste umfasst, die Behandlung deutlich verbessern.

Zielsetzung: Das Ziel war es, wesentliche Merkmale der Versorgungskontinuität bei der Behandlung häufiger somatischer chronischer Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen zu identifizieren, die eine effektive Umsetzung von Versorgungskontinuität in der Versorgungspraxis unterstützen könnten.

Methode: Es wurde ein Scoping Review nach den JBI-Richtlinien und PRISMA-ScR durchgeführt, dafür wurden Pubmed, CINAHL, Web of Knowledge und Global Index Medicus systematisch durchsucht. Die Einschlusskriterien für Studien waren: Fokus auf pädiatrischen Patienten und Erfahrung mit Versorgungskontinuität und Versorgung von chronischen Krankheiten sowohl auf Seiten der betroffenen Familien als auch der Leistungserbringer. Die ausgewählten Studien wurden qualitativ mittels Inhalts- und thematischer Analyse analysiert.

Ergebnisse: Von den 1.425 identifizierten Artikeln wurden 25 in die Analyse eingeschlossen. Die identifizierten Artikel waren überwiegend geprägt von den Perspektiven der Erziehungsberechtigten und Gesundheitsfachkräfte. Die Erfahrungen der Kinder selbst kamen größtenteils nicht vor. Aus 23 Themenclustern wurden zwei Hauptthemen identifiziert: „Wie hochwertige Versorgungskoordination gewährleistet werden kann“ und „Worauf bei hochwertiger Versorgungskoordination zu achten ist“. Eine hochwertige Versorgung erfordert eine zentrale Koordination, die durch individualisierte Versorgungspläne unterstützt wird. Diese Pläne müssen Kommunikationskanäle und klare Rollenzuweisungen enthalten. Zudem ist es wichtig, dass die Versorgungskoordination flexibel bleibt und sich an das Alter und die Reife des Patienten anpasst. Der Fokus der Versorgung sollte auf dem jungen Patienten selbst liegen und, neben der medizinischen Versorgung insbesondere den emotionalen Folgen der Erkrankung. Dieses Verständnis der vorherrschenden Bedürfnisse und sich ändernden Prioritäten entlang des Behandlungspfades kann nur durch den Aufbau von stabilen Beziehungen zwischen allen an der Versorgung beteiligten Akteuren erreicht werden.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse des Scoping Reviews liefern Hinweise wie die kindzentrierte Gestaltung der Versorgungskontinuität verbessert werden kann. Die Patientenperspektive wird in der kinder- und jugendmedizinischen Forschung jedoch nur selten erhoben. Ein zukünftiges Ziel sollte sein, betroffene Kinder und Jugendliche einzubeziehen und einen Versorgungsrahmen auch auf der Grundlage ihrer Erfahrungen zu entwickeln, anstatt lediglich die Strukturen der Erwachsenenversorgung auf Kinder und Jugendliche zu übertragen.