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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

VersKiK: Evaluation der medizinischen Versorgung bei Personen nach einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter mit GKV-Abrechnungsdaten

Meeting Abstract

  • Pietro Trocchi - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Magdeburg, Deutschland
  • Hiltrud Merzenich - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutsches Kinderkrebsregister, Abt. Epidemiologie von Krebs im Kindesalter, Mainz, Deutschland
  • Cécile Ronckers - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutsches Kinderkrebsregister, Abt. Epidemiologie von Krebs im Kindesalter, Mainz, Deutschland
  • Claudia Spix - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutsches Kinderkrebsregister, Abt. Epidemiologie von Krebs im Kindesalter, Mainz, Deutschland
  • Peter Ihle - Universitätsklinikum Köln, PMV Forschungsgruppe, Köln, Deutschland
  • Jutta Küpper-Nybelen - Universitätsklinikum Köln, PMV Forschungsgruppe, Köln, Deutschland
  • Christian Lüpkes - OFFIS - Institut für Informatik, Oldenburg, Deutschland
  • Dirk Horenkamp-Sonntag - Techniker Krankenkasse, Hamburg, Deutschland
  • Patrik Dröge - AOK-Bundesverband GbR, Berlin, Deutschland
  • Thomas Ruhnke - AOK-Bundesverband GbR, Berlin, Deutschland
  • Katja Baust - Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Kinderheilkunde, Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Bonn, Deutschland
  • Gabriele Calaminus - Universitätsklinikum Bonn, Zentrum für Kinderheilkunde, Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Bonn, Deutschland
  • Thorsten Langer - Universität zu Lübeck, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Lübeck, Deutschland
  • Ekaterina Aleshchenko - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Magdeburg, Deutschland
  • Enno Swart - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Magdeburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf313

doi: 10.3205/24dkvf313, urn:nbn:de:0183-24dkvf3130

Published: September 10, 2024

© 2024 Trocchi et al.
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Text

Hintergrund: Jährlich erkranken in Deutschland ca. 2.250 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Krebs. Die 5-Jahres-Überlebensraten dieser Patienten haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert und liegen heutzutage in Europa bei über 80% [1]. Die Inanspruchnahme medizinischer Versorgung dieser Personen in Deutschland ist bislang nicht ausreichend quantifiziert.

Zielsetzung: Das Projekt VersKiK untersucht die Spätfolgen nach Krebs im Kindes- und Jugendalter, die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, die Leitlinienadhärenz sowie Versorgungsbedürfnisse betroffener Personen. Nachfolgend werden Ergebnisse zur Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, die von Leitlinien der pädiatrischen Onkologie empfohlen werden und über etablierte Klassifikationssysteme (EBM, OPS, ATC) abbildbar sind, der Studienkohorte und einer Vergleichsgruppe dargestellt.

Methode: Ausgangspunkt sind im Deutschen Kinderkrebsregister (DKKR) dokumentierte Personen mit einer Krebsdiagnose in den Jahren 1991–2021. Diese Grundgesamtheit wurde mit Routinedaten (2017–2021) von 13 beteiligten gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) über ein stochastisches Rekord-Linkage pseudonymisiert verknüpft. Zusätzlich zu den Treffern aus dem Pool der DKKR-Patienten wurde eine nach Alter und Geschlecht gematchte 1:5-Vergleichsgruppe gezogen. In beiden Gruppen wird die Inanspruchnahme von audiometrischen, kardiologischen, neurologischen, endokrinologischen und psychotherapeutischen Leistungen untersucht. Unterschiede zwischen Patienten- und Vergleichsgruppe bzgl. der Inanspruchnahme der Leistungen und deren Determinanten werden mit loglinearen Regressionsmodellen stratifiziert nach Krebsdiagnose, Alter bei Krebsdiagnose, aktuellem Alter, Zeit seit Krebsdiagnose, Geschlecht und Wohnregion untersucht.

Ergebnisse: Die DKKR-Grundgesamtheit umfasste N=49.973 Patienten, von denen N=26.127 (56% männlich) im Datenpool der teilnehmenden GKV identifiziert wurden. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der Diagnose im Durschnitt 6,8 Jahre alt und Ende 2021 im Durchschnitt ca. 20 Jahre alt. Lymphatische Leukämie (ICCC3 Ia) war die häufigste primäre Krebsdiagnose (26%). Die Raten der untersuchten medizinischen Leistungen waren deutlich höher bei den ehemaligen KrebspatientInnen als bei der Vergleichsgruppe. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, war die Inanspruchnahme bei weiblichen Patienten höher als bei männlichen. Patientenalter, Art des Primärtumors und Zeit seit Krebsdiagnose wurden als wichtige Determinanten der Häufigkeit der Versorgung ermittelt. Detaillierte Studienergebnisse werden an dem Kongress präsentiert.

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse werden dazu beitragen, die Nachsorge von Patienten nach einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter zu verbessern, indem bestehende Versorgungslücken identifiziert und perspektivisch geschlossen werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; Projektname: Versorgung, Versorgungsbedarf und Versorgungsbedürfnisse von Personen nach einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter; Fördernummer: 01VSF19013


Literatur

1.
Botta L, Gatta G, Capocaccia R, Stiller C, Cañete A, Dal Maso L, Innos K, Mihor A, Erdmann F, Spix C, Lacour B, Marcos-Gragera R, Murray D, Rossi S; EUROCARE-6 Working Group. Long-term survival and cure fraction estimates for childhood cancer in Europe (EUROCARE-6): results from a population-based study. Lancet Oncol. 2022 Dec;23(12):1525-36. DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00637-4 External link