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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Verbesserungsbedarf des klinischen Risikomanagements in deutschen Krankenhäusern: Ergebnisse einer mixed-methods Erhebung der deutschlandweiten KhaSiMiR 21-Krankenhausstudie

Meeting Abstract

  • Martina Schmiedhofer - Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. - Zentrale, Berlin, Deutschland; Charité Universitätsmedizin, Akut- und Notfallmedizin, Berlin, Deutschland
  • Matthias Weigl - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Patientensicherheit, Bonn, Deutschland
  • Karl Blum - Deutsches Krankenhausinstitut e.V., Düsseldorf, Deutschland
  • Hannah Rösner - Hochschule RheinMain, Institute for Healthcare Economics and Patient Safety (WiHelP), Wiesbaden, Deutschland
  • Reinhard Strametz - Hochschule RheinMain, Institute for Healthcare Economics and Patient Safety (WiHelP), Wiesbaden, Deutschland
  • Nikoloz Gambashidze - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Patientensicherheit, Bonn, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf311

doi: 10.3205/24dkvf311, urn:nbn:de:0183-24dkvf3110

Published: September 10, 2024

© 2024 Schmiedhofer et al.
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Hintergrund: Klinisches Risikomanagement (kRM) ist seit 2014 verpflichtend für deutsche Krankenhäuser. Ziel ist die Erhöhung der Patient:innensicherheit in der stationären Versorgung. Informationen über die konkrete Umsetzung sind Grundlage für die Erfassung von Schwachstellen und weitere Optimierung. 2010 und 2015 wurde der Umsetzungsstand jeweils deutschlandweit erhoben.

Methode: Zur Erfassung des aktuellen Umsetzungsstands des kRM wurde 2022 eine Vollerhebung bei allen nach § 108 SGB V zugelassenen Allgemeinkrankenhäusern mit mehr als 49 Betten durchgeführt. Angeschrieben wurden die Klinikleitungen mit der Bitte um Beantwortung ggfs. durch Qualitäts-/Sicherheitsbeauftragte über einen krankenhausindividuellen Einwahlcode in eine Befragungssoftware. Strukturdaten wurde aus der Datenbank des Deutschen Krankenhausinstitutes ergänzt. Aufbauend auf den Vorerhebungen, umfasste der Fragebogen 170 Einzelfragen, die nach übergeordneten Strategien, Strukturen und Überwachungen des kRM sowie konkreten Maßnahmen wie CIRS, Entlassmanagement oder Risikobewältigung geordnet waren. Zur besseren Interpretation des Optimierungsbedarfs wurden diese in einem mixed-methods design standardisiert und als offene Aussagen in Freitextfeldern erhoben. Die Auswertung erfolgte mit SPSS sowie MAXQDA.

Ergebnisse: 49,7 Prozent der angefragten Krankenhäuser haben geantwortet. Im Vergleich zu den Vorerhebungen wurden die Prozesse und Strukturen des kRM verbindlicher etabliert, besonders durch Instrumente die regulatorische oder zertifizierende Anforderungen erfüllen wie z.B. CIRS, M&M Konferenzen, Beschwerdemanagement, Zertifizierungen. Trotz der weitgehenden strukturellen Umsetzung wurde ein erhebliches Verbesserungspotential hinsichtlich der Durchdringung des kRM auf allen Ebenen deutlich. Bei der standardisierten Beantwortung sah die Mehrheit ein Verbesserungspotential bei der Vernetzung zwischen Funktionsbereichen, Abteilungen und klar definierten verantwortlichen kRM-Ansprechpersonen (64%) und der systematischen Prozess- und Strukturoptimierung (67%). Entsprechend wurde der Fortbildungsbedarf bei der Förderung der Sicherheitskultur (78%), Kommunikationsschulungen (77%) sowie zu Maßnahmen der Risikominimierung und -steuerung (72%) gesehen. 177 Teilnehmende füllten Freitextfelder zum größten Handlungsbedarf aus. Die meisten Angaben bezogen sich auf die Verbesserung der Struktur- und Prozessqualität u.a. durch Lernen aus Fehlern; Wirksamkeitsprüfungen durchgeführter Maßnahmen; Sensibilisierung zum Abbau von Ängsten bei Fehlerthematisierungen; einer Förderung lösungsorientierten Denkens; der Auswertung positiver Ergebnisse und der Verbesserung der Sicherheitskultur durch “Entwicklung einer Haltung der Mitarbeiterschaft zur Priorität von Patientensicherheit auch in nichtklinischen Abteilungen“. Eine herausgehobene Verantwortung und Vorbildfunktion wurde bei der Führungsebene gesehen.

Implikation für Versorgungspraxis: Die Erhebung bietet einen empirisch-fundierten Einblick in das Spektrum und den Implementationsgrad von kRM-Maßnahmen und Aktivitäten in deutschen Krankenhäusern. Zugleich illustrieren die qualitativen Einschätzungen der Verantwortlichen die Entwicklungs- und Anpassungsbedarfe für eine effektive Weiterentwicklung des kRM hinsichtlich der systematischen Förderung einer Sicherheitskultur in allen Versorgungs- und Organisationsbereichen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: KHaSiMiR 21 – Krankenhausstudie zur Sicherheit durch Management innerklinischer Risiken 2021–22; Fördernummer: ZMI1-2521PAT005