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Mobile-PHY2 – Gesundheitsökonomische Evaluation eines multidisziplinären Versorgungspfades für Menschen mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
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Published: | September 10, 2024 |
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Hintergrund: Die MobilE-PHY2 Studie (DRKS00028524) überprüft einen evidenzbasierten, multidisziplinären Versorgungspfad für Menschen mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auf Wirksamkeit und Sicherheit mit dem Ziel, die hausärztliche und physiotherapeutische Versorgung zu verbessern. Gesundheitsökonomisch wurde erwartet, dass der Versorgungspfad im Vergleich zur optimierten Regelversorgung zu einer Erhöhung der ambulanten und physiotherapeutischen Kosten führt, bei gleichzeitiger Reduktion von Ressourceninanspruchnahmen in anderen Versorgungsbereichen sowie Verbesserung patientenrelevanter Endpunkte. Eine studienbegleitende gesundheitsökonomische Evaluation untersuchte diese Annahme.
Zielsetzung: In der gesundheitsökonomischen Evaluation wurde der Forschungsfrage nachgegangen, ob der Versorgungspfad im Vergleich zur optimierten Standardversorgung kosteneffektiv ist. Vertiefend dazu wurden Veränderungen in der Leistungsinanspruchnahme der Patient:innen in einzelnen Versorgungsbereichen untersucht.
Methode: MobilE-PHY2 ist als multizentrische, cluster-randomisierte, kontrollierte Studie mit einem 6-monatigen Follow-up konzipiert. Die gesundheitsökonomische Evaluation erfolgte aus gesellschaftlicher Perspektive auf Basis des Intention-to-Treat Kollektivs der Studie. Die Kosteneffektivität der Intervention wurde über die Berechnung eines inkrementellen Kosten-Nutzwert-Verhältnisses (ICUR) und inkrementeller Kosten-Effektivitäts-Verhältnisse (ICER) bestimmt. Die Nutzwerte basieren auf dem EQ-5D-5L und daraus abgeleiteten QALYs (deutscher Tarif). Als Effektivitätsmaße wurden der Dizziness Handicap Inventory (DHI) Score sowie der Anteil Teilnehmender je Gruppe mit klinisch relevanter Verbesserung im DHI verwendet. Fehlende Daten wurden mittels Multiple Imputation by Chained Equations (MICE) imputiert. Zur Berechnung von ICUR und ICERs wurden generalisierte lineare gemischte Modelle verwendet. Konfidenzintervalle wurden über nicht-parametrische Bootstraps berechnet und mittels Net Monetary Benefit in Kosteneffektivitätsakzeptanzkurven abgebildet. Die Robustheit der Ergebnisse wird in Sensitivitätsanalysen untersucht.
Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse mit einer verringerten Anzahl Imputationen und Bootstraps ergeben ein ICUR zum Nachteil der Intervention. Die ICER sind positiv: läge eine Zahlungsbereitschaft von 50.000 € für eine zusätzliche Person mit klinisch relevanter Verbesserung vor, wäre die Intervention mit einer Wahrscheinlichkeit von 62% kosteneffektiv. Eine Unterteilung der Population in Teilnehmende mit niedrigem (0–50) bzw. hohen (51–100) DHI-Score zur Baseline verdeutlicht, dass die Wahrscheinlichkeit für Kosteneffektivität steigt, wenn Teilnehmende eine stärkere Beeinträchtigung durch Schwindel zu Beginn der Studie erfahren haben. Es wird davon ausgegangen, dass eine Erhöhung der Anzahl Imputationen und Bootstraps nicht zu einer wesentlichen Änderung der vorläufigen Ergebnisse führt.
Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die Ergebnisse zeigen, dass der Versorgungspfad vornehmlich für spezifische Patient:innengruppen eine effiziente Behandlungsoption darstellt und somit im Versorgungsalltag gezielte Anwendung finden sollte. Zukünftige Forschungsvorhaben sollten langfristige Effekte der Intervention in den Blick zu nehmen. Diese konnte im Rahmen der Studie nicht erörtert werden.