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Die Evaluation von bundesweiten, indikationsspezifischen Krebsfrüherkennungsmaßnahmen im Kontext von Health Technology Assessement (HTA)
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Published: | September 10, 2024 |
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Krebs ist eine der Hauptursachen für einen vorzeitigen Tod –Herausforderung und Belastung für Betroffene, Angehörige und das Gesundheitswesen. Prävention und Früherkennungs(FE)programme leisten einen erheblichen Beitrag zur Senkung von Inzidenz und Mortalität. Die Neuerkrankungs- und Sterberate in Ländern mit FE ist niedriger als in Ländern ohne. Mit einem Health Technology Assessment (HTA) werden Informationen über medizinische, wirtschaftliche und ethische Fragen der Gesundheitsversorgung systematisch und evidenzbasiert zusammengefasst und bewertet. Ein vergleichbares Konzept zur Evaluation von Maßnahmen besteht auf Grundlage der organisierten Krebsfrüherkennungs (oKFE)- Richtlinie mit den oKFE-Programmen. Eine regelmäßige Inanspruchnahme von FE ist zur Risikoabschätzung einer möglichen Erkrankung und einer frühzeitigen Diagnose und Therapie essentiell. Mit der vorliegenden Betrachtung wird die Evaluation der oKFE-Programme vor dem Hintergrund eines HTA vorgestellt. In Deutschland erfolgte 2019 eine Umstrukturierung und Weiterentwicklung des Krebsscreenings mit der Einführung der Richtlinie für organisierte Krebsfrüherkennungsprogramme (oKFE-RL) für Darmkrebs und Zervixkarzinom. Einen zentralen Aspekt der Programme stellen die Untersuchungsmethoden dar. Bei der Darmkrebsfrüherkennung sind das der iFOBT (immunological Faecal Occult Blood Test) und die Koloskopie. Im Falle der Zervixkarzinomfrüherkennung umfassen die Untersuchungen den Test auf Humane Papillomviren (HPV-Test), die zytologische Untersuchung und die Kolposkopie. Ähnlich einer HTA ist ein Ziel der oKFE-RL die Wirksamkeit, Qualität und Sicherheit der FE-Programme zu überwachen und Optimierungsaspekte aufzudecken. Weitere Ziele sind die Steigerung der Inanspruchnahme der Angebote, eine Senkung der Neuerkrankungen und Verbesserung der Heilungschancen. Zur Programmevaluation werden Daten aus verschiedenen Datenquellen erfasst, pseudonymisiert und an die unabhängige oKFE-Auswertungsstelle übermittelt. Das Datenlinkage verknüpft Daten der Krankenkassen, der Leistungserbringer (Ärzte, Labore) und der klinischen Krebsregister. Es ermöglicht die gesamte Patient Journey abzubilden. Die zusammengeführten Daten werden auf Plausibilität geprüft und anschließend auf verschiedene Fragestellungen evaluiert. Der erste Evaluationsbericht für die Jahre 2021/22 wurde 2023 erstellt und an den beauftragenden G-BA übermittelt. Der Bericht zeigt, dass die Zusammenführung der Daten erfolgreich umgesetzt werden kann und eine valide Datenbasis geschaffen wird. Die Kombination aus verschiedenen Untersuchungsmethoden, wie Koloskopie nach positiven iFOBT oder Prüfung des HPV-Status bei bestimmten zytologischen Befunden sind dabei geeignete Methoden, um Krebs und seine Vorstufen zu detektieren. Weitere Erkenntnisse betreffen Aussagen zur Akzeptanz und Inanspruchnahme der Angebote von oKFE und die Umsetzung der empfohlenen Abklärungsalgorithmen. Vergleichend zu HTA ist ersichtlich, dass die systematische Dokumentation der durchgeführten FE eine valide Datenbasis generiert. Das Ziel, eine Evaluation von Gesundheitstechnologien aus der Praxis, um nützliche Aussagen bezüglich der Wirksamkeit der oKFE-Maßnahmen treffen zu können, wird mit dem beschriebenen Vorgehen erreicht. Letztlich können Maßnahmen zur Optimierung der Versorgung abgeleitet und relevante Fragestellungen der Forschung betrachtet werden.