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23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

„123SORGENFREI“ Vorstellungen guter Versorgung in Logos und Slogans von Vermittlungsagenturen für Live-in-Hilfen – eine bildhermeneutische Analyse

Meeting Abstract

  • Milena von Kutzleben - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Matthias Hauer - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Tom Koelmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Nadine Giesbrecht - Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Essen, Deutschland
  • Sabine Ursula Nover - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf302

doi: 10.3205/24dkvf302, urn:nbn:de:0183-24dkvf3027

Published: September 10, 2024

© 2024 von Kutzleben et al.
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Text

Hintergrund: Viele von Pflegebedürftigkeit und Demenz betroffene Familien in Deutschland engagieren als Unterstützung eine osteuropäische Live-in-Hilfe, die für einen begrenzten Zeitraum im Haushalt der zu versorgenden Person lebt und Betreuungs- und Pflegeaufgaben übernimmt. Das Live-in-Modell ist keine formelle Struktur des Langzeitversorgungsystems, der Markt ist unübersichtlich, rechtlich kaum reguliert und eine Qualitätssicherung findet nicht statt. Vermittelt werden Live-in-Hilfen häufig über marktwirtschaftlich orientierte Vermittlungsagenturen. Für die Angehörigen ist damit die Hoffnung verbunden, eine individuell passgenaues und dabei legales Versorgungarrangement etablieren zu können, welches der versorgten Person einen Verbleib im eigenen Zuhause ermöglicht.

Das interdisziplinäre DFG-geförderte Projekt TriaDe nimmt die Konstellationen in diesen Arrangements in den Blick und analysiert die Aushandlungsprozesse im Mikrosetting Häuslichkeit. Die bisherigen Ergebnisse des Projekts zeigen, dass enttäuschte Erwartungen auf Seiten der Angehörigen und der Live-in-Hilfe ein erhebliches Konfliktpotential mit sich bringen und dass die Vermittlungsagenturen als Akteure eine zentrale Rolle spielen.

Zielsetzung: Für den eingereichten Beitrag werden die Logos und Slogans von Agenturen, die Live-in-Hilfen vermitteln, analysiert. Diese Werbebotschaften wecken mit ihren (bildlichen) Darstellungen Erwartungen oder verstärken bestehende. Wir gehen der Frage nach, wie Agenturen ihren Dienstleistungsansatz präsentieren, wen und wessen Bedürfnisse sie adressieren und welche Vorstellungen guter Versorgung impliziert sind? Die erwarteten Ergebnisse können dazu beitragen, den Einfluss der Agenturen auf enttäuschte Erwartungen und Konflikte im Alltag von Live-in-Arrangements besser verstehen und einordnen zu können.

Methode: Der Datenkorpus beinhaltet n=393 Websites von in Deutschland ansässigen Vermittlungsagenturen. Im ersten Schritt werden die Logos und Slogans inhaltsanalytisch ausgewertet. Im zweiten Schritt erfolgt eine hermeneutische Analyse eines Subsamples von Agenturen mittels rekonstruktiver Bildinterpretation. Die Auswahl des Subsamples orientiert sich an den Prinzipien des Theoretical Samplings [1].

Implikation für Forschung und/oder (Versorgungs-)Praxis: Die generierten Ergebnisse zu den inhaltlichen und ideellen Botschaften von Vermittlungsagenturen werden im weiteren Projektverlauf mit den Erkenntnissen zu den Aushandlungsprozessen der beteiligten Akteure und Konflikten in Live-in-Arrangements im Rahmen der häuslichen Versorgung trianguliert bzw. dienen sie als wichtiger Kontext für deren Verständnis.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); Projektname: TriaDe – Osteuropäische Live-In-Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz; Fördernummer: 509885213


Literatur

1.
Przyborski A, Wohlrab-Sahr M. Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. 5., überarbeitete und erweiterte Aufl. Berlin/Boston: De Gruyter Oldenbourg; 2021.