gms | German Medical Science

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

24.09. - 27.09.2024, Potsdam

Entwicklung einer Persona zur Konzeptionierung neuer Versorgungsmodelle

Meeting Abstract

  • Sandra Mayer-Huber - MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland
  • Caroline Jung-Sievers - Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, LMU München, Deutschland
  • Gerd Schulte-Körne - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Uta Behrends - MRI Chronische Fatigue Centrum für junge Menschen (MCFC), München, Deutschland

23. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 25.-27.09.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24dkvf293

doi: 10.3205/24dkvf293, urn:nbn:de:0183-24dkvf2932

Published: September 10, 2024

© 2024 Mayer-Huber et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Derzeitige Studien lassen in den USA auf ca. 1.5 Millionen Personen schließen, die von ME/CFS, also dem chronischen Fatigue Syndrom/ Myalgische Enzephalomyelitis (ME/CFS) betroffen sind [1]. Die Symptomatik besteht aus geistiger und/oder körperlicher Erschöpfung (Fatigue), lange anhaltender Zustandsverschlechterung nach Belastung (post-exertionelle Malaise), Schlafstörungen, Schmerzen, Kreislaufproblemen u.a. [2]. Der fehlende Bekanntheitsgrad und die Besonderheiten des Krankheitsbildes erschweren die Entwicklung ganzheitlicher, bedürfnisorientierter, interdisziplinärer Versorgungskonzepte. Gleichzeitig nimmt die Relevanz angesichts steigender Fallzahlen durch ME/CFS in Folge einer COVID-19 Erkrankung deutlich zu.

Zielsetzung: Um bedürfnisorientiere Lösungen konzipieren zu können, ist es erforderlich neben den Bedürfnissen die Besonderheiten des Alltags der Erkrankten zu berücksichtigen. Die Entwicklung einer pädiatrischen Persona soll künftig dazu dienen zielgruppengerechte und multiprofessionelle, multimodale Konzepte entwickeln zu können.

Methode: Das Vorgehen orientierte sich an einer Methodologie von Jansen et al. [3]. Als Datengrundlage wurden die Transkripte von fünf Fokusgruppensitzungen und einer adaptierten Tagebuchmethode verwendet. Mittels Thematischer Analyse [4] sollten die Erfahrungsberichte der neun betroffenen Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entlang der Komponenten gemäß ICF interpretiert und mit Originalzitaten verdeutlicht werden.

Ergebnisse: Die Körperfunktionen werden anhand schwankender Belastungsgrenzen, kognitiver Funktionseinschränkungen und Funktionseinschränkungen nach Belastung beschrieben. Umweltfaktoren konnten hemmend, in Form von öffentlichem Bauwesen und dem Nutzen anderer Transportmittel, oder fördernd, in Form von Physiotherapie, Rollstuhl oder Eltern, wirken. Partizipation und Aktivität wird über Aussagen zu Gehen, Körperpflege, Medienkonsum und Gemeinschaftsleben abgebildet. Zur klareren Darstellung der Persona wurden zudem die personenbezogenen Faktoren Kennen eigener Grenzen und die Herausforderung einer geringeren Selbstständigkeit generiert.

Implikationen: Um die Entwicklung multiprofessioneller und interdisziplinärer Konzepte zu ermöglichen, wurde zur Erstellung und Beschreibung der Persona die ICF verwendet. Die entstandene Persona basiert auf realen Individuen und kann verwendet werden, um die wesentlichen Motivationen, Anliegen und Interessen, aber auch Funktionseinschränkungen und Förderfaktoren der pädiatrischen Betroffenengruppe zu kommunizieren [5].

Förderung: Sonstige Förderung; Projektname: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege; Fördernummer: G55d-G8000-2021/4613-15


Literatur

1.
Mirin AA, Dimmock ME, Jason LA. Updated ME/CFS prevalence estimates reflecting post-COVID increases and associated economic costs and funding implications. Fatigue. 2022;10(2):83-93. DOI: 10.1080/21641846.2022.2062169 External link
2.
Renz-Polster H, Broxtermann W, Behrends U. Chronische Erschöpfung bedeutet nicht, einfach nur müde zu sein. Pädiatrie. 2022.
3.
Jansen BJ, Jung S-G, Nielsen L, Guan KW, Salminen J. How to create personas: Three persona creation methodologies with implications for practical employment. Pacific Asia Journal of the Association for Information Systems. 2022.
4.
Clarke V, Braun V. Thematic analysis: a practical guide. Thematic Analysis. 2021.
5.
Turner AM, Reeder B, Ramey J. Scenarios, personas and user stories: user-centered evidence-based design representations of communicable disease investigations. J Biomed Inform. 2013 Aug;46(4):575-84. DOI: 10.1016/j.jbi.2013.04.006 External link